Entschleunigung klingt erstmal gut – aber wie starten? An welcher Stelle kann man ansetzen, wo der Alltag doch kaum Luft lässt?
Vielleicht starten wir erstmal mit einer Begriffsklärung:
Was ist überhaupt Entschleunigung?
Mit Entschleunigung ist ein bewusstes Umdenken gemeint. Das Umdenken, der privaten aber auch beruflichen Schnellebigkeit entgegenzutreten und sich dieser immer weiter fortschreitenden Beschleunigung des Alltags entgegen zu stellen. Eine Entschleunigung soll wieder mehr Ruhephasen und auch Erholung ins Leben bringen. Ob und wenn ja, wie das gelingen kann, versuche ich gerade herauszufinden.
Die folgenden Schritte habe ich mir in den vergangenen Wochen als sinnvolle Vorgehensweise überlegt, um diese Verlangsamung zumindest in Teilen zu erreichen.
1. Schritt: Erkenntnis
Am Anfang steht die Erkenntnis. Vielleicht kommen dir Sätze wie diese bekannt vor:
- “Mir wird das alles zu viel.”
- “Mir wird das alles zu schnell.”
- “Ich komme nicht mehr hinterher.”
- “Ich drohe unterzugehen.”
Dem sollte ein Stop folgen, denn so kann und soll es nicht weitergehen. Irgendetwas muss sich ändern. Denn: Ein Tag hat 24 Stunden. Und keine einzige mehr. Vielmehr: Jede Stunde, die vorbei ist, ist vorbei und kommt nicht zurück.
Die Erkenntnis, das sich etwas ändern muss, ist Dein erster Schritt in ein entschleunigtes Leben.
2. Schritt: Ein Ziel festlegen
Du hast dir vorgenommen, dass Dein Leben entschleunigt werden soll? Super! Dann solltest Du jetzt ein konkretes Ziel formulieren. Was soll Dein persönliches Ziel sein, dass Du mit der Entschleunigung erreichen möchtest? Welche Bereiche Deines Lebens sollen entschleunigt werden? Vielleicht helfen Dir auch Teilziele, die Du gut erreichen kannst und die dir helfen, ein größeres Ziel zu erreichen. Sei ehrlich mit dir selbst und setze dir ein realistisches Ziel. Dann ist es auch erreichbar.
Ich möchte in meinem Familienleben mehr Ruhe und Atempausen für mich, aber auch meine gesamte Familie schaffen und langfristig als festen Bestandteil unseres Alltags integrieren.
Mein persönliches ziel
3. Schritt: Ruhepole und Entschleunigungsquellen identifizieren
Soweit so einfach. Nun kommen wir zur Umsetzung des Ganzen. Ich habe mir zu diesem Zeitpunkt folgende Fragen gestellt:
- Wo finde ich Ruhe, Erfüllung und einen Ausgleich?
- Wann verspüre ich Lebendigkeit, die mir positive Energie bringt?
- In welchen Momenten komme ich zur Ruhe?
- Wann und womit lade ich meine Akkus wieder auf?
- Wann bin ich glücklich?
Die Antwort auf diese Fragen werden bei jedem anders aussehen. Vielleicht helfen bei Dir ein gutes Buch, eine Tasse Tee und eine Massage. Oder aber es sind frische Luft und Sport mit anschließendem Saunagang. Nimm Dir Zeit und beantworte Dir diese Fragen ehrlich. Du musst niemandem etwas vormachen. Wenn Du auf dem Sofa am besten entspannen und Energie tanken kannst, dann ist das so. Aber vielleicht fällt Dir ja auch noch ein zweiter Ort ein, an dem Dir das gelingt , das Sofa im Garten oder die Bank im Park? Wenn ja, ist das super, wenn nein, dann startest Du auf dem Sofa.
Wichtig für mich, sind nach wie vor die Fragen, die mit “Wann?” beginnen. Eine abschließende Antwort habe ich noch nicht gefunden. Genau hier werde ich nun ansetzen und versuchen, feste Zeiten für mich zu finden. Eine erste “Ich-Zeit” ist meine Frühsport-Einheit jeden Morgen. Da bin ich bei mir und mit mir.
4. Schritt: Ruhepole bewusst genießen
Meine Ruhepole sind (neben der beschriebenen Frühsport-Einheit) meine Kaffeepause nach dem Mittagessen. Ob die nun mit einem Latte oder einem “normalen” Kaffee stattfindet, ob draußen, drinnen, auf dem Liegestuhl, am Küchentisch oder auf dem Sofa, ist eigentlich egal. Aber sie ist mir wichtig und ich habe mir fest vorgenommen, diesen kurzen Moment (mehr als 10 Minuten sind es selten) ab sofort viel bewusster zu genießen.
Das ist mein aktuelles (Teil-)Ziel: Einmal am Tag abschalten, wenn möglich im Schatten eines Baumes im Garten. Bewusst nichts tun und ohne das Handy in die Hand zu nehmen. Mal schauen, ob das klappt.
Ein weiterer Ort der Entschleunigung ist für mich der Garten, aber vor allem auch die Gartenarbeit. Manchmal erst Abends, wenn die Kinder im Bett sind, manchmal nebenher. Ich versuche, hier nicht die Arbeit zu sehen, sondern das Ergebnis: Gemüse, das wächst und geerntet werden kann, Grassamen, die gesäht wurden und zur Wiese werden, Blumen, die da sprießen, wo man vorher fleißig Unkraut gejätet hat. Schön 🙂
Mein nächster Ruhepol, der jedoch der gesamten Familie beim Auftanken helfen wird, ist der bevorstehende Urlaub. Ich habe mir fest vorgenommen, den Urlaub ohne Zeitdruck und Stress anzugehen. Ob wir eine halbe Stunde früher oder später am Strand sind, ist egal. Es geht darum, dass wir als Familie eine wunderschöne Zeit haben.
Was sind Deine Ruhepole und schaffst Du es, diese bewusst zu genießen? Ich freue mich auf Deinen Kommentar!
5. Schritt: Energie-Routinen etablieren
Du hast erkannt, dass Du raus musst aus dem Hamsterrad, dass Dich zu erdrücken droht. Du hast ein erstes Ziel für Dich formuliert. Du hast Dich intensiv mit den für Dich wichtigen Entschleunigungsquellen auseinandergesetzt und erste Ruhe-Momente bewusst genossen. Das ist doch schon toll! Freue Dich darüber – jeden Tag, wenn Du wieder einen Genuss-Moment erleben kannst.
Jetzt ist der Moment, an dem Du diese Einzelmomente in Routinen umwandeln kannst. Aber bitte: Ohne Stress, ohne Druck. Hast Du auch so eine kleine Auszeit wie ich mit meinem Kaffee? Versuche, diese Auszeit so in Deinen Alltag zu integrieren, dass diese kleine Pause Dein Akku-Aufladezeitraum wird.
Es klappt an einem Tag nicht? Kein Problem. Mach am nächsten Tag weiter und schau dir Schritt 6 an. Evtl. findest Du die Lösung im Loslassen.
Du hast schon gewisse Routinen? Was sind Deine Erfahrungen? Helfen sie Dir? Bist du glücklicher? Zufriedener mit Dir und Deinem Leben? Ich bin gespannt, was Du zu berichten hast.
6. Schritt: Loslassen und “Nein” sagen
Der vorerst letzte Schritt auf unserem Weg in Richtung entschleunigteres Leben ist das Loslassen. Jeden Tag stürzen Unmengen an Informationen, Nachrichten, Aufgaben und Probleme auf uns ein. Das wird schnell zu viel und raubt uns schnell den Raum für unsere neuen wichtigen Abschalt-Routinen.
Daher solltest Du dir in den kommenden Tagen und Wochen immer wieder vornehmen auch mal “NEIN” zu sagen. Bewusst etwas nicht tun bzw. nicht konsumieren. Dem Stress einfach mal sagen “Du kannst mich mal”. Meistens geht das besser, als man im ersten Moment denkt. Werde dir bewusst, dass die Welt in der Regel nicht untergeht, wenn Du etwas nicht tust oder nicht mitbekommst.
In diesem Sinne, lass uns starten und unsere neuen Auszeiten / Ruheoasen / Entschleunigungsaugenblicke genießen.
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Danke für den Beitrag, mit vielen guten Ideen! Ich nehme mir nach dem Mittagessen immer Zeit für einen kleinen Spaziergang. Draußen in der Natur kann ich auch am besten entschleunigen. Außerdem achte ich darauf, im Laufe des Tages nicht zu viele Nachrichten zu konsumieren.
Liebe Grüße
Rebecca
Hallo Rebecca, das klingt nach einer tollen Routine. Klasse. Weniger Nachrichten ist tatsächlich auch ein sehr guter Ansatz! Es prasselt viel zu viel an ununterbrochener Info auf uns rein. Da gilt das alte Sprichtwort “weniger ist mehr” hervorragend. Ganz lieben Dank für deinen Kommentar! LG Miriam
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