Kommunalpolitik: Darum kandidiere ich für den Gemeinderat

Titelbild: Darum kandidiere ich für den Gemeinderat

Anfang 2024 habe ich beschlossen, mich als Kandidatin für den Kirchzartener Gemeinderat zur Wahl zu stellen. Die Kommunalwahl findet am 09. Juni 2024 – parallel zur Europa- und Kreistagswahl statt. Alle in Kirchzarten Wahlberechtigten finden mich auf der Liste der SPD auf Platz 4 – Miriam Rombach (warum SPD erläutere ich weiter unten).

Meine Gründe für die Kandidatur zur Gemeinderatswahl in Kirchzarten 2024

Ganz zu Anfang: Ich kandidiere weil ich unglaublich viel Lust habe, mich in meiner Heimatgemeinde zu engagieren und vor Ort einzubringen. Der Weg bis zur Kandidatur war jedoch geprägt von Erlebnissen, Ereignissen und einem wachsenden Interesse an allem, was hier vor Ort (und in der Welt) passiert.

Der Umgang miteinander, die Diskussionskultur, das Aufhetzen und das Gegeneinander in der aktuellen Gesellschaft befremden und irritieren mich zunehmend. Auch in Kirchzarten konnte man das Spiel mit Angst und Falschinformation in den letzten Jahren verstärkt beobachten. Angefangen bei der Debatte um die Mountainbikestrecke bis hin zu den Corona-Demonstrationen und daraus resultierenden populistischen Gruppierungen im Rechtsaußen. 

Mit der Geburt meines ersten Kindes wurde der Gedanke an ein Engagement in der örtlichen Politik lauter. Familien mit jungen Kindern machen einen Großteil unserer Dorfgemeinschaft aus. Dennoch sind sie im Gemeinderat unterrepräsentiert. Kein Wunder, dass die Belange und Herausforderungen dadurch häufig zu spät erkannt und angegangen werden. Zumal die Mühlen der Verwaltung / Politik sehr langsam mahlen. Wie schnell kommen so mehrere Jahrgänge von Kleinkindern „unter die Räder“.  

Seit ich selbst Kinder habe, bekomme ich viele dieser Herausforderungen hautnah mit: Den Kampf um die Plätze in den Betreuungseinrichtungen, die zu wenigen Hebammen für eine gute Versorgung vor, während und nach einer Geburt, all die Herausforderungen, die sich aus einem nicht erhaltenen, im Umfang nicht ausreichenden Betreuungspatz in Kita und Grundschule ergeben und die Folgen, die daraus für die Familien und allzu häufig für die Mütter resultieren. Eltern können nicht oder nicht in dem Umfang arbeiten, wie sie gerne würden und wie es große Teile der Gesellschaft von ihnen erwarten. Stichwort Teilzeitfalle, Karriereknick, Gender-Pay-Gap, Altersarmut usw. 

Kirchzarten sollte seinem Image gerecht werden

Ein derart teures Wohn- und Lebenspflaster wie Kirchzarten ist – so meine Meinung – in der Pflicht, dem tollen, nach außen gepflegten Image, gerecht zu werden und ausreichend Plätze mit großzügigem Betreuungsumfang zur Verfügung zu stellen. Das gilt nicht nur für Plätze im Kleinkind- und Kindergartenalter, sondern auch für Betreuungsplätze in der Grundschule und die jüngeren Jahrgänge der weiterführenden Schulen. 

Es kann nicht sein, dass neue Baugebiete für Familien ausgewiesen werden, und die dazugehörige Infrastruktur vergessen wird bzw. erst mit mehr als 7 Jahren Verspätung zur Verfügung steht. Kinder sind nur einmal für ca. 3 bis 4 Jahre im Kindergarten und nur einmal in der Grundschule – wie können wir als Gesellschaft und wie kann sich eine Gemeinde da 7 Jahre Zeit lassen? 

Auch wenn mittlerweile in puncto Kindergartenplätze einiges getan wurde (der SPD-Fraktion sei Dank), muss es nahtlos weitergehen. Die Gemeinde schaut momentan zu, wie der Termin für den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule Tag für Tag näher rückt. Getan wird – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung – wenig. Kernzeit (12.15 Uhr – 14.00 Uhr) und Hort (12.15 Uhr – 16.30 Uhr) sind an der Grundschule Kirchzarten bereits heute überfüllt. Eltern stehen kurz vor Schulbeginn ohne Betreuung da (die sie im besten Fall aus dem Kindergarten gewohnt sind – das freut die Arbeitgeber) und die Hort- und Kernzeit-Gruppen verbringen ihre Tage in Standard-Klassenzimmern, denn für eine kindgerechte Ganztagsbetreuung fehlt der Platz. 

Um einen notwendigen Ausgleich zu schaffen, wird deshalb nun die Grundschul-Turnhalle auch für die Nachmittagsbetreuung genutzt. Mit der Folge, dass wichtige Bewegungs- und Sportangebote des Sportvereins für die kleinsten Gemeindemitglieder nur noch mit reduziertem Angebot und zu deutlich späteren Stunden angeboten werden können. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem wir so viele kleine Kinder wie selten im Ort haben, alle nach „die Kinder werden zu dick und brauchen mehr Bewegung“ rufen und folglich MEHR Angebote benötigt würden. 

Ganz klar: Dieses Problem ist nicht das vordringlichste, dem wir uns aktuell gegenübersehen. Aber es zeigt auf, wie A mit B zusammenhängt und wie ein Dominostein weitere zum Fallen bringt. An dieser Stelle sollten wir uns als Dorfgemeinschaft fragen: Möchten wir das? Ich kann für mich sagen, nein, ich möchte das nicht. Ich möchte, das Familien ein Angebot vorfinden, das dem Jahr 2024 gerecht wird. In Quantität und Qualität.

Perspektivenwechsel

Bei der Verwaltung bin ich mir nicht immer sicher, was sie möchte. Denn wir Eltern dürfen uns Jahr für Jahr anhören: „Die Kinderbetreuung ist so teuer, die Kinderbetreuung treibt uns in die Schulden, die Kinderbetreuung verhindert einen ausgeglichenen Haushalt!“

Könnten wir stattdessen nicht sagen: Ja, die Kinderbetreuung kostet uns viel Geld (und es ist falsch, dass uns Bund und Land damit alleine lassen). Aber es ist das am besten investierte Geld überhaupt. Denn wir investieren es in unsere Zukunft – in unsere Kinder. 

By the way habe ich in einem ortsbekannten Podcast gelernt, dass die Gemeinde keineswegs so klamm dasteht, wie gerne behauptet wird – vielmehr haben wir die letzten zwei Jahre mit einem Plus im siebenstelligen Bereich abgeschlossen. Ich möchte sagen: Na, geht doch! Und das trotz Kinderbetreuung und Investitionen in selbige (Kindergarten Zarten, evangelischer Kindergarten, Bauernhofkindergarten, inklusiver Kindergarten in Zarten). 

Das Thema junge Familien und Kinder treibt mich also um und ist mein Hauptbeweggrund für eine Gemeinderats-Kandidatur. Ich möchte mich aktiv einbringen, die Situation für alle Beteiligten verbessern und so gestalten, dass es der Attraktivität und dem hohen Lebensstandard, den wir uns hier auf die Fahne schreiben, gerecht wird. 

Auf Quantität folgt Qualität

Mein Ziel ist es, dass wir nicht nur eine ausreichende Zahl an Betreuungsplätzen zur Verfügung haben, sondern auch in einem (zeitlichen) Umfang, den heutige Eltern zur Ausübung ihrer Berufe benötigen. Außerdem möchte ich mich für eine Ganztagesbetreuung einsetzen, die den Namen wert ist und die die Kinder und ihre Bedürfnisse, und nicht die Kosten, in den Vordergrund stellt. Dafür benötigen wir angemessene Räumlichkeiten, attraktive Angebote und vielleicht auch ein wenig Fantasie, die uns zu unkonventionellen Ideen bringt und neue Wege gehen lässt.

Ferner ist es mir wichtig, Kinder in Kirchzarten sichtbarer zu machen im öffentlichen Raum. Warum haben wir zum Beispiel rund um die Fußgängerzone keinen Spielplatz? Warum ist das Kinder- und Jugendbüro nicht sichtbar für alle angesiedelt (z.B. Altes Rathaus)? Wie können wir die Straßen, Gehwege und Kreuzungen sicherer für Kinder mit und ohne Fahrrad machen?

Kirchzarten für Alle

Doch mein Entschluss zu kandidieren, reicht weiter. Ich möchte daran mitwirken, Kirchzarten lebenswert zu erhalten, eine funktionierende, bunte Dorfgemeinschaft für ALLE zu schaffen und die Weichen für die Zukunft zu stellen. 

Weitere Themen, die selbstverständlich in den kommenden Jahren im Fokus stehen müssen, sind für mich die Umgestaltung der Ortsmitte, das Dauerthema Wohnen, die Transformation der Energieversorgung, die adäquate Versorgung von Senior*innen, die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen.

Kirchzarten ist meine Heimat und soll es bleiben. Es ist, bei allen Herausforderungen, ein Privileg hier wohnen und leben zu dürfen. Und das soll es bleiben – für alle. Jung und alt, zugezogen und einheimisch, gesund und krank, schwach und stark, reich und arm, Männlein, Weiblein und alles dazwischen. 

Zu guter Letzt: Digitalisierung quo vadis?

Ein Thema, das mich außerdem umtreibt, ist die Digitalisierung unserer Gesellschaft. Wir haben in Deutschland leider viel verschlafen und hängen meilenweit hinterher. Es ist an der Zeit, dieses Thema nicht länger aufzuschieben und in der Verwaltung schnellstens das Versäumte nachzuholen. Formulare müssen online zur Verfügung stehen, Behördengänge minimiert und die Mitarbeiter*innen in der Verwaltung entlastet werden. Lasst uns im Jahre 2024 ankommen.

Damit meine ich nicht, dass wir diejenigen im Stich lassen, denen das Handwerkszeug, das Wissen und der Umgang mit den digitalen Medien nicht vorliegt. Selbstverständlich müssen Formulare etc. auch wie bisher erhältlich und zugänglich sein. Aber es geht um ergänzende Angebote, die dem Stand der Technik und Möglichkeiten entsprechen. Das wäre kein Hexenwerk und sollte zeitnah umgesetzt werden. Wenn die Mitarbeitenden in der Verwaltung hier entlastet werden, entsteht Raum für anderes – wie praktisch angesichts all der Themen, die wir angehen sollten und müssen.

Warum SPD? Eine Einordnung zum Schluss

Ich habe mich aus mehreren Gründen für eine Kandidatur auf der Liste der SPD entschieden, bin jedoch kein Mitglied der Partei. Die Performance der SPD-Fraktion in unserem Gemeinderat während der letzten fünf Jahre hat mich überzeugt und vor allem fand ich sie: Anpackend. Die SPD-Gemeinderät*innen haben viel bewegt, angeregt und ins Rollen gebracht. Es war für mich die Fraktion, die ich am ehestens wahrgenommen habe, die für mich Akzente gesetzt und sich aktiv für eine positive Weiterentwicklung des Ortes eingesetzt hat. Das habe ich bei allen anderen Fraktionen sehr vermisst.

Ferner kann ich mich inhaltlich bei der Priorisierung von kommunalen Aufgaben, Herausforderungen und den Ansätzen und Ideen, diese zu bewältigen, am stärksten mit der SPD-Fraktion identifizieren. Dies hat nichts mit der Bundes-SPD zu tun, sondern mit den Themen und konkreten Aufgaben vor Ort. Außerdem haben wir eine tolle Gruppe beisammen, eine wunderbare Liste voll mit inspirierenden Menschen unterschiedlicher Couleur.

Lasst uns reden!
Hier findet ihr mich – kontaktiert mich gerne oder sprecht mich an, wenn ihr mich im Dorf trefft:

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