Regenjacke selbstgenäht: Regen, Regen, Tröpfchen – für den Sommer

Titelbild: Regenjacke selbstgenäht

Passend zum Wetter der letzten Wochen hier im Süden zeige ich euch heute meine neue selbstgenähte Regenjacke.

Jeden Sommer aufs Neue stelle ich fest: Mir fehlt eine Regenjacke für die warmen Tage, die zwar dicht, aber nicht zu warm ist. Eine Jacke, die v.a. im Urlaub mal schnell übergeworfen ist. So entstand die Idee, mir eine solche Jacke selbst zu nähen.

Ich wollte jedoch keinen Regenmantel oder Regenparka – nein, es sollte eine Jacke, die auf Hüftehöhe endet (oder knapp darunter) werden. Da ich meinen Näh- und Nahtabdichtungs-Künsten noch nicht zu 100% traue, wollte ich außerdem möglichst wenig Nähte.

Die Suche nach dem “richtigen” Schnitt

Mit diesen Überlegungen im Kopf, ging ich auf Schnittsuche. Und diese Suche zog sich ziemlich in die Länge. Eine hüftlange Jacke, deren Schnitt sich in meinen Augen eignete und ohne Futter genäht wird, schien es nicht zu geben. Die meisten als Regenjacke gekennzeichneten Schnittmuster waren Mäntel. Durch Zufall stieß ich (ich weiß gar nicht mehr über welche Ursprungsquelle) auf Lovely Sew Design. Ein Label, das mir bis dahin unbekannt war. Der Schnitt “Lovely lady outdoor jacket” war genau der Schnitt, nach dem ich gesucht hatte. So schnell war ich beim Kauf selten.

Technische Schnittzeichnung von Lovely Sew Design. Ein vielfältiger guter Schnitt
(C) Lovely Sew Design

Die Jacke bietet viele Optionen (siehe Bild). Ich entschied mich für die Jacke mit nicht-abnehmbarer Kapuze. Dadurch entfiel die Kragenkonstruktion – aber da ich eine Regenjacke wollte, muss die Kapuze nicht abnehmbar sein. Da erschien mir der Reißverschluss eher als zusätzliche Schwachstelle für Regenwasser. Alternativ gibt es noch eine Mantel-, eine Westen- und eine Collegejacken-Version. Viele Designbeispiele gibt es zum Schnitt

Auf Schnitt folgt Stoff

Mein erster Anlaufpunkt in puncto Stoff war Extremtextil. Hier hatte ich einige Stoffe in der engeren Wahl. Allerdings gefiel mir die Farb-Auswahl nicht so sehr. Wenn man schon selber näht, dann darf die Farbe durchaus vom Standard-Outdoor-Farbrepertoire des Modehandels abweichen.

Scheinbar hörten die Damen von Pepelinchen meinen Wunsch. Sie hatten nämlich plötzlich Regenjackenstoff in vielen Farben im Angebot und ich hab sehr spontan zugeschlagen. Da der Schnitt zu Farbspielereien einlädt, habe ich auch direkt zwei knallige Farben ausgewählt. Regenjacken dürfen gerne bunt sein – dann ist der Regen weniger trist und grau.

Und nochmal im Kurz-Überblick:
Schnitt: “Lovely Lady Outdoor Jacket” von Lovely Sew Design
Stoff: Regenjackenstoff gekauft bei Pepelinchen

Vom Zuschnitt bis zur fertigen Jacke

Der Zuschnitt wurde zu einem ziemlichen Krimi. Leider gingen beim Ebenendruck (eigentlich ein super Feature von PDF-Schnitten) die Passermarken verloren, wodurch ich beim Zusammensetzen teilweise raten musste… Überraschend daher, dass es sich am Ende doch irgendwie ausging.

Abgedichtete Naht bei der selbstgenähten Regenjacke

Vernäht habe ich den Stoff mit einer Microtex-Nadel und Obertransport. Dennoch musste ich beim Nähen sehr aufpassen, dass sich die Stofflagen nicht verschieben. Die wichtigsten Nähte habe ich mit Nahtabdichtband überbügelt. Das war ein riesiges Gefummel – vor allem bei abgerundeten Nähten. Daher sind letztendlich auch nicht alle Nähte abgedichtet worden, ich hatte irgendwann keine Lust mehr. Ich werde die Jacke jetzt erstmal ordentlich dem Regen aussetzen und Schwachstellen ggf. nacharbeiten.

Die Anleitung von Lovely Sew Design war sehr detailliert und toll. Da blieben wirklich keine Wünsche offen und ich kam sehr sehr gut damit zurecht. Die Anleitung ist bebildert – mit gut kontrastierenden Stoffen, so dass es keine Verwirrung geben kann.

Kapuze der selbstgenähten Regenjacke: Ein Reststück einer bunten Viskose und Schrägband.
Kapuze mit hübschem Futter noch ohne Aufhänger

Die Kapuze habe ich mit einem Reststück dieser Viskose gefüttert und mit einem Schrägband den Halsansatz verschönert. So sieht diese Naht sauber und ordentlich aus. Vergessen habe ich leider den Aufhänger. Das werde ich aus dem gleichen Schrägband noch nachholen, weil eine Jacke ohne Aufhänger geht gar nicht.

Reißverschluss-Abschluss
Seht ihr die Fehlstiche?

Ein großes “Oh nein” gab es ganz zum Schluss: Ich war am Ende nicht akkurat genug und der Saumabschluss hatte vorne am Reißverschluss einen Versatz von mehr als 1cm. Ich musste folglich notgedrungen am Saum ein Stück auftrennen und nacharbeiten. Sehr ärgerlich, da so ein Regenjackenstoff keine Fehlstiche erlaubt bzw. die aufgetrennte Naht natürlich noch sichtbar ist. Damit muss ich nun leben.

Zufrieden bin ich hingegen mit dem Einsetzen des Reißverschlusses. So langsam kommt scheinbar die Übung und es ging erstaunlich gut und einfach.

Auch die Konstruktion der Taschen finde ich sehr gelungen. Sie sind gut erreichbar, bieten ausreichend Platz und es kann nichts rausrutschen, da sie nach oben geöffnet sind. “Hände reinstecken” geht auch wunderbar und das brauch ich vor allem, wenn es regnet.

Mein Fazit zur “Lovely Lady Outdoor Jacket”

Insgesamt gefällt mir die Jacke sehr gut. Der Schnitt hat mich überzeugt und das Label werde ich mir merken. Praktisch wäre noch eine Kordel o.ä. an der Kapuze, um diese fixieren zu können, damit sie im Regen nicht runterrutschen kann. Aber das muss nicht unbedingt sein.

Und nun folgt die Bilderparade:

Regenjacke selbstgenäht nach einem Schnitt von Lovely Sew Design
Zum Wohlfühlen: Die Lovely Lady Outdoor Jacket
Rückenansicht der Regenjacke
Nochmal Rückenansicht - die Lovely Lady Outdoor Jacket als Regenjacke
Regenjacke selbstgenäht: Passt.
Coole Taschen.

Die Jacke ist genau so wie ich sie gebraucht habe und ich freue mich, nun endlich eine sommertaugliche kurze Regenjacke zu haben.

Nachdem hier im Südwesten auf hitzige, vorsommerliche 26°C ein heftiger Wintereinbruch folgte, mussten die Bilder tatsächlich einige Zeit warten… Regen gab es zwar mehr als genug (und Schnee), aber bei den Temperaturen war die Jacke einfach zu dünn und ich habe Aufenthalte im Freien ziemlich vermieden. Aber jetzt ist alles fertig und ich freue mich, die Regenjacke zum MeMadeMittwoch im Mai zu zeigen. Im Juni gibts dann endlich Sommer-Outfits.

Und damit husche ich rüber und hole mir noch einige Frühlings- und Sommerinspiration bei meinen Mitnäherinnen beim MeMadeMittwoch. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für die Organisation dieses monatlichen Miteinanders an das Team hinter den Kulissen.

12 Kommentare zu „Regenjacke selbstgenäht: Regen, Regen, Tröpfchen – für den Sommer“

  1. Eine Regenjacke passt gut zum derzeitigen Wetter, ich bin in den letzten Wochen nach 30 Grad Anfang April dann doch öfter bei Regen und niedrigen einstelligen Temperaturen zur Arbeit geradelt. Da wäre so eine bunte Regenjacke wie deine auch besser gewesen wie die letztendlich dann gekaufte schwarze. Das mit den Überlegungen hinsichtlich Schnitt kenne ich nämlich zur Genüge, deshalb wird aus meiner Radfahrregenjacke ja auch seit 10 Jahren nix. Wie gut, dass du da schneller unterwegs bist. Und auch noch einen gut zu dir passenden Schnitt in wunderbar zu dir und deiner Garderobe passenden Farben umsetzen konntest. Die Fehlstiche sieht außer dir übrigens vermutlich kein Mensch 😉
    Liebe Grüße, heike

    1. Lieben Dank, Heike.
      Ja, die Fehlstiche fallen vermutlich nur mir auf – zum Glück 😉
      Manchmal ist die Suche nach dem richtigen Schnitt wirklich wie verhext. Ich suche auch bereits seit Wochen nach einem sommertauglichen Wickelkleid mit kurzem Arm oder ohne Arm und finde nichts, was mir gefällt. Dabei gibt es doch massenhaft Schnitte für Wickelkleider.
      LG Miriam

  2. Liebe mir6,

    da hast du dir eine tolle Jacke genäht mit schönen Details.
    Vielleicht kannst du ganz vorsichtig und mit Backpapier über die aufgetrennten Stiche bügeln, das hilft manchmal.

    LG, Heike

  3. Mit deinem Farbtupfer hast du nicht zu viel versprochen!
    Ich habe einen Schnitt für einen Regenmantel gespeichert, dieser hat aber keinen Kragen. Jetzt frage ich mich aber, ob das nicht so kalt am Hals ist. Ja klar, Kaputze setzt man auf, aber dann ist doch der Hals noch offen. Was ist das deine Einschätzung?
    Grüße, Tina

    1. Hi Tina, danke dir 😉 Farbtupfer sind find ich grad an grauen Tagen angesagt 🙂
      Der Schnitt hat in der von mir genähten Version eigentlich einen Kragen mit abnehmbarer Kapuze. Ich hab den Kragen allerdings weggelassen und die Kapuze direkt angenäht, um keine zusätzliche Naht, die Wasser durchlassen könnte, zu haben und weil ich eine Kapuze bei einer Regenjacke nicht abnehmen möchte.
      Den Kragen benötige ich nicht unbedingt, weil ich die Jacke v.a. im Sommer / an wärmeren Regentagen tragen möchte.
      Für kälteres / herbstliches Regenwetter ist ein Kragen bestimmt sinnvoll.

      LG Miriam

  4. Du scheinst gern anspruchsvolle Textilien zu vernähen: erst Teddy, nun Hardshell. Respekt! Eine Regenjacke möchte ich auch schon länger nähen und warte darauf, dass meine gekaufte kaputt geht. Wenn es soweit ist, werde ich sicherlich auf Deinen Post zurückkommen. Coole Jacke, da mag man Dir ja Regenwetter fast wünschen. Liebe Grüße Manuela

    1. Danke dir, Manuela.
      Ja, momentan sind es scheinbar die schwierigeren Stoffe oder Projekte?
      Aber mittlerweile sind auch easy peasy Jerseys und Viskosestoffe für die Sommerkleidung dazugekommen. Es wird also wieder einfacher – zumindest was den Stoff angeht.

  5. Was für ein anspruchvolles Material, Regenstoff zu vernähen ist echt eine besondere Disziplin und verzeiht keine Fehlstiche. Du hast eine tolle Farbkombi gewählt, Deine Jacke ist so toll geworden- ein echter Hingucker.

    LG
    Sandra

  6. Regenjacken müssen bunt, sonst könnte man auf die Modelle im Handel zurückgreifen 🙂 Fantastisch deine Regenjacke. Ich kannte das SM nicht. Sehr schön dein Innenleben an der Kapuze und ich konnte das Verkleben mit dem Nahtband direkt fühlen. Aber das hat man am Ende dran. Ich habe im letzten Jahr für littelM eine Regenjacke genäht und auch die allermeisten Nähte beklebt. Es ist wirklich dicht, hat man also dran. Ach ja, ich kann deine Fehlstiche nicht erkennen 😉
    LG Birgit

    1. Danke dir, Birgit – ja, Fehlstiche sind echt zu vermeiden.
      Aber ich hoffe, dass sie außer mir keinem auffallen und so unten an der Jacke sind sie hoffentlich auch nicht so schlimm mit Blick auf die Dichtigkeit.
      LG

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert