Das erste Mal: Eine selbstgenähte Jeans

Headerbild - selbstgenähte Jeans von The Couture

Noch vor zwei Jahren hätte ich alle für verrückt erklärt, die mir gesagt hätten: Näh doch mal eine Jeans für dich. Und heute? Da stürze ich mich voll Enthusiasmus in so ein „verrücktes“ Projekt. Hier und heute geht es folglich um die erste für mich selbst genähte Jeans.

Die Planung zu diesem Projekt begann im Grunde vor einem Jahr. Als Kira von The Couture sehr plötzlich ankündigte, dass sie ihr Label aufgeben würde, habe ich spontan den Jeans-Workshop gekauft. Dieser Workshop ist im Grunde ein E-Workbook rund ums Jeans nähen. Ein Ratgeber, der den kompletten Prozess begleitet. Dazu erhielt man außerdem zwei Jeansschnitte von The Couture gratis. Ich habe die Jeans Norma und die Skinny Jeans Nova gewählt.

In unserem Pfingsturlaub habe ich mir den Workshop „reingezogen“ und ausgiebig Pläne für meine erste Jeans geschmiedet. Als ersten Schnitt wollte ich die „Standard-Jeans Norma“ nähen. Es sollte auch ein Probeteil entstehen – als Short und in der Hoffnung, diese dann im Sommer tragen zu können. Den Stoff für die richtige Jeans habe ich bei 1000stoff bestellt. Aber jetzt erstmal der Überblick.

Projektüberblick: Selbstgenähte Jeans

Schnitt: Jeans Norma (The Couture, heute Stofflounge Couture)
Stoff: Stretch-Denim in dunklem Blau mit 3% Elasthan, Gewicht: 10oz (1000Stoff)

Die Probejeans

Aus einem Reststück Chambray in Jeansoptik habe ich eine kurze Probehose zugeschnitten. Wichtig war mir, Taillen- und Hüftweite sowie die Weite an den Oberschenkeln zu testen. Ich habe also viel Zeit ins Vermessen meiner Wenigkeit sowie der einzelnen Schnittteile gesteckt. Nach dem Zuschnitt ging ich beherzt ans Näh-Werk und kam sehr gut voran. Beim Reißverschluss war ich tatsächlich verwirrt und musste einige Nähte wieder auftrennen und einige Knoten in meinem Kopf lösen. Nach dem Studium einer vorhandenen Jeans ging es problemlos weiter.

Am Ende stand allerdings fest: Dat Ding ist zu eng… Die Hose ging zwar irgendwie zu, aber an sitzen war nicht zu denken. Ich legte das Projekt daher erstmal zur Seite und nahm mir vor, in meinen Weihnachtsferien wieder ans Werk zu gehen. Ich machte mir einige Gedanken und kam zu dem Schluss, dass die Probehose vor allem aus einem Grund zu eng war: Der Stoff hatte keinen Stretchanteil und der Schnitt ist für Stoffe mit Elasthan. Mit diesem Gedanken ging ich an die eigentliche Jeans heran.

Es geht los: Die erste selbstgenähte Jeans

Das Zuschneiden verlief reibungslos und ohne größere Probleme. Lediglich bei den Einzelteilen des Bundes kam ich ins Grüberln. Da war ich schon bei der Probehose unsicher und leider waren meine Aufschriebe dazu nicht sonderlich hilfreich…

Nach dem Zuschnitt ging ich beherzt ans Nähen. Durch das Probenähen ging alles reibungslos. Eine Naht passte an die andere, ich wechselte fleißig zwischen dem Absteppgarn und dem normalen Nähgarn hin und her und freute mich den Lebens. Auch die Sache mit Ober- und Untertritt habe ich stumpf nach Anleitung genäht und es gab keine größeren Probleme. Ich habe mich um akkurate Nähte, Bügeln und stecken bemüht.

Die Hose ließ sich sehr gut nähen und erste Anproben sahen richtig gut aus. Die Oberschenkel waren nicht wie bei der Probehose zu eng, alles saß gemütlich und gut. So sollte das sein.

Bei den Gesäßtaschen musste ich einiges an Feinjustierung vornehmen. Die ursprüngliche Größe der Tasche war eindeutig zu groß für mich. Mein Mann durfte mithelfen und die Positionierung übernehmen (ein Näh-Job, den er tatsächlich ohne zu murren übernommen hat). Letztendlich habe ich die Taschen enger aneinander und rundum einen Zentimeter kleiner genäht. So gefallen sie mir richtig gut – den vorher-nachher Vergleich erkennt ihr auf den Bildern.

selbstgenähte Jeans -
Die Original-Taschen – zu groß, zu breit, zu viel.
Selbstgenähte Jeans - Optimierte Gesäßtaschen nach Verkleinerung und besserer Positionierung
Die Taschen nach der Verkleinerung und Neupositionierung. Deutlich besser. Ihr seht noch die ursprünglichen Positionierungszeichen zum Vergleich.

Ende gut – fast alles gut

Ganz zum Schluss gab es dann doch noch einen Dämpfer für meine Stimmung. Der Bund saß einfach nicht schön. Die vorderen Abschlüsse sahen verzogen aus und sie saßen auch nicht ordentlich übereinander. Hinzu kam, dass der Übertritt des Reißverschlusses seltsame Falten warf. Das passte irgendwie alles überhaupt nicht und ich war frustriert. Zumal ich im Überschwang direkt alle Absteppnähte bereits genäht hatte und nun alles wieder auftrennen sollte.

Die Jeans wanderte daher erstmal in ein unteres Fach meines Näh-Wagens und ich widmete mich anderen Projekten. Zum Glück hatte ich rund um Weihnachten ausreichend Stoffe geshoppt und Projekte vorbereitet.

Frontale Ansicht der selbstgenähten Jeans nach einem Schnitt von Stofflounge Couture.
Leider nicht ganz optimal – den Bundabschluss habe ich leider nicht besser hinbekommen. Dafür gefällt mir der Knopf richtig gut.

Erst Mitte Februar knöpfte ich mir die Jeans nochmal vor. Ich trennte den Bund teilweise auf, probierte hin und her, steckte zusammen, probierte noch einmal und dann nähte ich los. Nun saß der Bund deutlich besser und nach einer kleinen Beratung rund um Jeansknöpfe, entschied ich mich, einen Knopf aus meinem Bestand anzunähen. Auf einen „richtigen“ Jeansknopf verzichtete ich.

Fazit: Selbstgenähte Jeans

Mit meiner ersten selbstgenähten Jeans bin ich durchaus zufrieden. Sie ist nicht perfekt, aber fürs erste Mal eigentlich richtig gut geworden.

Meine erste selbstgenähte Jeans, kombiniert mit dem Body von Kibadoo.
Das Bild ist auf die Schnelle im Garten entstanden und damit die Jeans gut zu sehen ist, trage ich einen Body nach dem Bodyschnitt von Kibadoo.
Die Jeans trägt sich sehr angenehm - auch in freier Wildbahn.
Dieses Bild hat heute mein Sohn ganz spontan geknipst und genauso spontan schief und krumm hab ich das T-Shirt in die Hose „gestopft“. Das Shirt ist aus dem Buch „Loungewear nähen“.

Der Sitz der Hose ist im Nachhinein nicht ganz optimal. Der Bund ist zu weit und rutscht mir daher immer in die Taille. Aber das macht die Hose immerhin bequem und wenn ich möchte, kann ich „reinwachsen“ 😉 Ich überlege dennoch, ob ich hinten noch rechts und links der Mittelnaht kleine Abnäher ergänzen soll. Über der Mittelnaht sitzt direkt eine Gürtelschlaufe, weshalb ich hier nicht mehr auftrennen möchte. Mal schauen.

Deutlich zu weit ist der Bund hinten. Und der Fotograf hat ganze Arbeit geleistet und die schönsten Ecken des Gartens mitfotografiert 😉
Bergauf laufen geht super mit der bequemen, selbstgenähten Jeans.
Bergauf klappt auch gut – also quasi eine Wanderjeans.
Die selbstgenähte Jeans ist eine gemütliche Alltagshose.

Auf jeden Fall ist meine erste selbstgenähte Jeans sehr bequem und der Stoff trägt sich sehr angenehm. Man fühlt seine Wertigkeit und das Tragegefühl ist wirklich schön. Qualität zahlt sich wie immer aus.

Nun husche ich rüber zum MeMadeMittwoch und bin gespannt, wie viel Frühling sich heute bereits zeigt. Wie immer ein herzliches Dankeschön an die Organisatorinnen – heute empfängt uns Ina mit einer tollen Jacke.

25 Kommentare zu „Das erste Mal: Eine selbstgenähte Jeans“

  1. Große Bewunderung für deine Hartnäckigkeit. Ich hätte vermutlich das gesamte Projekt in meiner UFO Kiste verstaut. Das du die nun vorhandene Passform mit so viel Humor nimmst, bewundere ich außerdem. Deine Änderungen zu den Gesäßtaschen waren unbedingt richtig. Hast du das SM eigentlich inzwischen aussortiert (hüstl)?
    Hat nicht Heibchenweise immer fantastisch sitzende Jeans Schnittmuster? Klar, habe direkt gesucht und mit SM von Ina von Pattydoo kannst du glaube ich nicht wirklich etwas falsch machen. https://heibchenweise.de/arsch-in-der-hose-haben
    Liebe Grüße
    Birgit

    1. Danke dir!
      Nein, aussortiert ist nichts, denn im Grunde sind es nur Kleinigkeiten, die ich anpassen muss. Die Anleitung ist auf jeden Fall richtig gut und enthält jede Menge wertvolle Tipps.
      LG

  2. fürs erste Mal ist sie doch schon ziemlich gut geworden. Ich habe noch nie eine Jeans genäht und bewundere deine Geduld und Hartnäckigkeit. Die nächste wird sicher noch besser passen.
    LG Bella

  3. Darüber, mir eine Jeans zu nähen, denke ich tatsächlich auch immer mal wieder nach, aber bisher hat mich der Aufwand immer abgeschreckt. Hut ab für dein Durchhaltevermögen! Ich finde, für die erste selbstgenähte Jeans ist sie toll geworden!
    Liebe Grüße von Doro

  4. Achtung, Jeans nähen kann süchtig machen 😉 Hat man einmal damit angefangen, will man keine gekauften mehr. Und hat außerdem den Vorteil, dass man die Lage der Gesäßtaschen nur noch abmessen braucht und ziemlich am Anfang noch auf die platten Teile nähen kann. Ein Jeans-Workshop ist außerdem eine gute Investition. Ich schwöre ja auf den von Closet Core Patterns, auch wenn ich beim Nähen dann doch kaum reinschaue, weil bereits die Anleitung zu Ginger und Morgan ausreichend genug ist. Applaus jedenfalls für deine gutsitzende erste Jeans 🙂
    Liebe Grüße, heike

  5. Liebe Miriam,
    Jeans sind definitiv der Endgegner für Hobbyschneiderinnen 😅, ich finde du warst siegreich!
    Falls du mit dem gleichen Schnitt ein weiteres Modell nähen möchtest, könntest du den hinteren Sattel recht einfach für dich anpassen, damit das abstehen in der Taille ohne Abnäher verschwindet. Ich hab das hier mal bei einem Rock gezeigt: https://www.xn--nhen-statt-kaufen-qqb.de/die-woll-rebellin/
    Ansonsten bin ich großer Fan von http://www.smartpattern.de da bekommst du Hosen Schnittmuster genau nach deinen eigenen Maßen.
    Liebe Grüße,
    Sam

  6. Glückwunsch zur ersten Jeans! Sie sieht super aus. Das Tüfteln mit den Taschen hat sich gelohtn. Und ich glaube, dass die erste Jeans nicht 100% ist recht normal. Meine erste saß wunderbar – solange ich mich nicht bewegte, denn dann rutsche sie auch mit Gürtel unweigerlich nach unten. Meine nächste braucht mehr Länge in der Taille.
    LG, Andrea

  7. Ich kann gar nicht glauben, dass es deine erste Jeans ist. Sie sieht richtig klasse aus und dass der Bund nicht 100%ig ist, fällt doch niemanden auf. Ich würde sie hinten etwas enger nähen.

    LG, Heike

  8. Hallo,
    ich hatte bei meiner ersten Jeans ähnliche Probleme am Knopf, so dass der Bund nicht schön lag und es diese seitliche Zug-Falte gab. Hast du mal ausprobiert, ob es weg geht, wenn du den Knopf weiter vom Schlitz entfernt annähst? So konnte ich ein deutlich schönes Bild vorne erhalten und ein klein wenig enger würde es auch werden. Durch den falsch positionierten Knopf hatte ich zu viel Zug auf dem Reißverschluss und der hielt irgendwann nicht mehr, als ich sowieso trennen musste habe ich auch einen neuen Jeansknopf gesetz (praktisch, dass du deinen angenäht hast, dann ist es weniger aufwändig.
    Viel Erfolg beim weiteren Jeansnähen,
    Kerstin

    1. Danke dir. Ich glaube, der Knopf sitzt schon sehr gut. Ich hab einfach den Bund oben an der Ecke falsch ausgeformt bzw. verzogen.
      Aber beim nächsten Mal wird es besser.
      LG Miriam

  9. Ich würde auch mal den Sattel angehen: ich glaube du kannst einen Verschmälerung der Taille im Bereich des Rückens einbringen und auch die hintere Höhe reduzieren, der Bund sitzt vielleicht etwas zu schief (Seitenansicht).
    Aber ich finde es immer super, wenn sich jemand einer Herausforderung annimmt! Große Klasse!
    Grüße, Tina

  10. Bis auf den Bund sitzt die Hose doch super- ich würde in den Bund innen mit einem Nahttrenner zwei große Knopflöcher machen und ein Gummi einziehen.
    Für die nächste Hose: den Sattel nach oben verschmälern und einen Formbund nähen(s. o. bei Nähen statt kaufen gibt’s eine Anleitung).
    Bei mir sitzen die Hosenschnitte von Closet Core super.

  11. Liebe Miriam,
    herzlichen Glückwunsch zu Deiner ersten selbstgenähten Jeans. Ich bewundere alle, die sich da ran trauen. Ich will das eigentlich auch schon lange versuchen, aber mir fehlt die Ausdauer. Ich probiere erstmal einfachere Hosenschnitte aus. Das finde ich passformtechnisch schon sehr anspruchsvoll.
    Deine erste Jeans ist Dir auf jeden Fall gut gelungen, wenn Du sie tragen magst. Die Taschen hast Du sehr gut angepasst.
    Schöne Grüße, Griselda

  12. Absoluter Heidenrespekt vor deiner ersten Jeans. Gerade bei Hosen, noch mehr mit Stoffen mit Elasthan, macht der Stoff so grosse Unterschiede. Und die Dehnbahrkeit macht sich erst oft deutlich später während dem Tragen (beim runterwandern der Hose) bemerkbar bzw manche sitzen erst ungemütlich eng frisch aus der Wäsche und brauchen ein zwei Stunden um wieder gemütlich zu werden.
    liebe Grüsse Sabine

  13. Erstaunliche Verarbeitung! Dieses Hosenmodell passt zu vielen verschiedenen Stilen! Ich liebe es, im Herbst und Winter Wollpullover zu solchen Jeans zu tragen. Da fühle ich mich sehr wohl und warm 🙂

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