Ufo gelandet – der lange Weg zum ersten selbstgenähten Roll-Top-Rucksack

Der erste selbstgenähte Rucksack - im Schnee

Gut Ding will Weile haben – und lange Pausen. So ungefähr kannst Du dir meinen Weg zum ersten selbstgenähten Roll-Top-Rucksack vorstellen. Der Plan, einen Rucksack zu nähen, stand bereits Anfang des Jahres fest. Eine vom Podcast “kurzgestreift” ausgerufene Rucksack-Näh-Challenge hat mich überraschend schnell zur Tat schreiten lassen. Aber dann kam ein herber Rückschlag und eine mehrmonatige Pause…

Aber beginnen wir von vorne. Zuerst wie immer ein kurzer Projektüberblick:

Schnitt: Rucksack Varo von Hansedelli
Stoff und Material: im ersten Rutsch von Snaply, Futterstoff ist von Alles für Selbermacher und das Kunstleder habe ich bei meiner lieben Beate im Näh-Café gekauft.

Rucksack nähen: Schnitt “Varo” von Hansedelli

Rucksack Varo von Hansedelli in allen Varianten. Bild von Hansedelli
Rucksack “Varo” von Hansedelli in allen Versionen. Bild von Hansedelli

Den Schnitt gab es 2022 im Rahmen des Adventskalenders der Ebookmacher als Freebie – richtig toll und von mir ein herzliches Dankeschön. Denn dieses Schnittmuster ist wahnsinnig detailverliebt, akribisch aufbereitet und bietet unglaublich viele Varianten. Das für 0,- EUR zu verschenken ist wirklich nicht alltäglich und sollte mehr als gewürdigt werden. 

Warum ich allerdings dachte, dass dieser durchaus nicht einfache Schnitt perfekt für einen ersten Rucksack-Näh-Versuch sein sollte, erschließt sich mir ehrlich gesagt nicht mehr… vielleicht braucht frau manchmal einfach Herausforderung. Der Schnitt kommt mit vier Grundvarianten (Turnbeutel, Rucksack mit Reißverschluss oben, Beuteltasche und Roll-top-Rucksack) plus einigen optionalen Fach- und Fächeroptionen. Selbstverständlich war für mich klar: Ich brauche die Roll-Top-Version. 

Auf der Suche nach dem richtigen Material

Nach dem der Beschluss: Ich nähe mir einen Rucksack für den Alltag, feststand, ging ich auf die Suche nach dem passenden Material. Ich studierte das Schnittmuster und notierte mir akribisch alle Materialien – eine durchaus umfangreiche Liste. Da ich hauptsächlich Kleidung für mich nähe, bin ich die vielen kleinen Details und Futtermaterialien tatsächlich nicht gewohnt. Die Liste stand und ich überlegte, wie der Rucksack mit der zackigen Dreiecksfront aussehen könnte. Ich entschied mich für eine Kunstleder- mit Velours-Kombination. Das Kunstleder in Camel und das Velours in Petrol. Diese Farben sowie alle weiteren Materialien fand ich bei Snaply. Das Futter wollte ich aus dem Stofflager nehmen.

Es geht los: Ich nähe einen Rucksack

Als ich die Bestellung in Händen hielt, wurde ich das erste Mal skeptisch: Das Kunstleder war sehr dehnbar. Das soll für einen Rucksack funktionieren? Im Onlineshop war dieser Einsatzzweck durchaus angegeben. Also schnitt ich beherzt zu und begann zu nähen.

Die Anleitung ist wirklich sehr sehr detailliert und gerade für Rucksack- bzw. Taschen-Näh-Anfänger sehr gut. Da kann eigentlich nichts schief gehen. So legte ich los. Gestartet wurde direkt mit der Reißverschluss-Innentasche. Diese sollte eine Kunstlederblende bekommen. Schon nach wenigen Stichen merkte ich: Das wird nichts. Das dehnbare Kunstleder ließ sich nicht ordentlich vernähen. Es war unmöglich – das Ergebnis sah krumm und schief aus. Um es kurz zu sagen: Es war für die Tonne und ich frustriert.

Mir war klar: Mit diesem Kunstleder wird das nichts. So wanderten die Schnitt-Teile und Materialien für den Rucksack in meinem Projekt-Wägelchen – ins unterste Fach. Da lagen sie gut. Nun gingen die Wochen ins Land, zwischendurch vergas ich das UFO im Wagen. Im Herbst schaute ich mir alles nochmal an und dachte nur: Nee, das gefällt mir auch alles nicht mehr. Die Farbkombi taugt nichts, das Kunstleder taugt nichts. Hm…. und es lag nochmal.

Die gute Fee

Die gute Fee, die dem Rucksack tatsächlich eine zweite Chance verschaffte, kam in Gestalt meiner Näh-Lehrerin Beate. Bei Beate bin ich immer mal zu offenen Nähabenden in lustiger Gesellschaft. Im Oktober schickte Beate neue Nähabend-Termine und ich meldete mich direkt an. Aus Ermangelung an geeigneten Projekten für so einen Abend, kam mir der Rucksack wieder in den Sinn. Ich kramte die Teile aus dem Projektwagen, klärte ab, ob Beate Kunstleder auf Vorrat hätte und ging dann mit neuem Optimismus zum Nähabend.

Tasche, Fächer, Skyline: Das Innenleben des selbstgenähten Rucksacks.
Innenleben des Rucksacks mit Fächern, Reißverschluss-Tasche und Skyline.
Karabiner-Verschluss des Roll-Top-Rucksacks.
Karabiner-Verschluss – fast gerade angenäht…
BEfestigung der Trageriemen
Stabile Befestigung der Trageriemen an den Seiten.

Beate hatte eine beachtliche Auswahl an passendem Kunstleder da und ich entschied mich für ein hellgraues Stück. Der Zuschnitt verlief reibungslos und ich hatte plötzlich wieder richtig Lust auf meinen Rucksack. Zur Vereinfachung schnitt ich das Rückenteil nicht mit V-Unterteilung zu, sondern am Stück. Denn mal ehrlich: Das sieht zwar nett aus, aber am Rücken sieht keiner diesen großen Aufwand.

Das Innenleben mit Skyline des selbstgenähten Rucksacks
Die Skyline im tiefen Inneren.

Für das Innenleben habe ich eine pinke Baumwoll-Popeline mit Stadt-Skyline aus meinem Stofflager verwendet. Leider geht die Stadt in den Tiefen des Rucksacks etwas unter.

Ab jetzt lief das Nähen wie am Spieß. Ich hielt mich akribisch an die Anleitung und der Rucksack nahm Stück für Stück Form an. Das Kunstleder und das Velours ließen sich gut vernähen – ich habe einfach eine Universal-Nadel verwendet mit Obertransportfuß.

Fazit: So gefällt mir mein erster selbstgenähter Rucksack

Ende November war mein erster selbstgenähter Rucksack endlich fertig und durfte mich direkt zum Klassenfest meines Sohnes begleiten. Etwas Bedenken hatte ich anfangs, ob der Velours schnell fleckig werden könnte (z.B. durch Regentropfen). Bis jetzt erweist er sich jedoch als robust.

Selbstgenähter Roll-Top-Rucksack im Schnee
Roll-top-Rucksack Varo im Schnee
Selbstgenähter Rucksack Varo von hinten

Insgesamt ist der Rucksack schön geräumig und hat für mich die richtige Größe. Durch das Roll-Top ist er allerdings sehr tief und bis zu den Innenfächern und Innentaschen muss ich mich ziemlich strecken. Aber das ist ja irgendwie logisch.

Selbstgenähter Rucksack in der Gesamtansicht.
Selbstgenähter Rucksack mit ausgerolltem Roll-Top.

Was Ende wird, wird auf jeden Fall gut und ich bin glücklich, dass ich das Projekt beendet habe und die Einzelteile nicht als UFO enden. Für meinen ersten selbstgenähten Rucksack bin ich durchaus zufrieden. Das Schnittmuster ist wirklich zu empfehlen, wobei mir eine Anleitung mit Zeichnungen statt Fotos etwas besser gefallen hätte. Auch habe ich sehr viel Material übrig. Es darf also ein weiterer Rucksack oder Tasche folgen… mal schauen, wann ich die Muse dazu habe.

By the way: Dieses Projekt der langen Pausen hat dann auch nochmal Zeit gebraucht, um es auf den Blog zu schaffen. Als ich endlich Bilder hatte und diese im fertigen Text einfügen wollte, stellte ich fest, dass der Text nicht mehr da war… Jippie. Manchmal läufts.

Aber ab jetzt sind der sbstgenähte Roll-Top-Rucksack und ich ein unschlagbares Team und sind regelmäßig miteinander auf Tour. Zum Jahresauftakt mach ich mal wieder bei ein paar Challenges und Bloggerparties mit: Wir wandern gemeinsam zum CREATIVSALAT und zum FREUTAG und zu den LIEBLINGSSTÜCKEN im Januar.

2 Kommentare zu „Ufo gelandet – der lange Weg zum ersten selbstgenähten Roll-Top-Rucksack“

    1. Dann wünsche ich dir ganz viel Spaß beim Umsetzen und Nähen. Der Schnitt bietet ja eine unglaubliche Fülle an Möglichkeiten. Ich bin auch schon am Überlegen, ob ich noch eine zweite Version nähe ohne Rolltop und mit nur einer “Zacke” auf der Vorderseite.

      LG Miriam

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