Slow-Sewing Stepp-Weste Gitti

Slow-Sewing: Stepp-Weste Gitti von Hemmers Itex (Freebook)

Heute nehme ich euch mit auf eine echte Slow-Sewing Reise. Denn das Nähen von meiner neuen Stepp-Weste Gitti hat mir doch einiges an Geduld und Zeit abverlangt. Immer nach dem Motto: Gut Ding will Weile haben und gut Ding ist nun mein erstes Herbst-Kleidungsstück dieser Saison.

Das Projekt im Überblick:

Schnittmuster: Freebook Gitti Vest von Hemmers Itex
Stoff: Stepper von Hemmers Itex (scheinbar ausverkauft, ist ein Stoff von 2021)

Step-by-Step… Stepp-Weste Gitti braucht Zeit

Den Schnitt zur Stepp-Weste Gitti gibt es bei Stoffe-Hemmers als kostenlosen Download. Eine bebilderte Anleitung und ein Blogbeitrag, mit Tipps rund ums Steppstoffe vernähen, sind ebenfalls vorhanden. Gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches Projekt mit schwierigem und mir unbekanntem Stoff.

Ich glaube, ich wäre nie auf die Idee gekommen, eine Long-Vest zu nähen, hätte ich diesen doch sehr auffälligen Stoff nicht letztes Jahr beim Advents-Gewinnspiel von „Einfach nähen“ gewonnen. Somit musste ich mich damit auseinandersetzen, was daraus werden sollte. Mein erster Gedanke war: Der ist nichts für dich – verkauf ihn. Aber dann erinnerte ich mich an das Designbeispiel der Gitti Vest und begann sofort den Stoff auszumessen. Siehe da: Reicht.

Bis zum Projektstart mussten dann aber doch erst Frühling und Sommer ins Land ziehen und nach Ende der Sommerferien begann ich mit dem Basteln des Schnittes, dem Zuschnitt und los gings. Es folgt: Slow Sewing par excellence in aller Ausführlichkeit:

Tag 1 – Zuschnitt Stepp-Weste Gitti

Gerade so… hat der Stoff gereicht. Viel Puffer war nicht, aber immerhin blieben kleine Reste für Probenähte. Aber dazu erst an Tag 2.

Denn während des Zuschneidens überkamen mich doch ernste Zweifel an diesem Projekt. Ob das so eine gute Idee war? Immerhin war der Stoff nicht teuer erstanden und so dachte ich: Komm, du kannst nur lernen, nicht verlieren und im Anschluss nähst du zur Belohnung einen „Nähmaschinenflitzer“. Schwierig fand ich das Aufklaffen der Stofflagen beim Zuschnitt. Eigentlich sehr logisch, aber für mich eine echte Näh-Herausforderung. Daher war nach dem Schneiden erst mal Pause angesagt.

Tag 2 – Erste Probenähte

Weiter ging es an Tag 2. Mit Microtex-Nadel begann ich mit Probenähten, um den Stoff kennenzulernen. Klappte ganz gut. Manchmal blieb der Stoff ein wenig „hängen“, aber mit der Zeit lief es besser. Ich achtete sehr darauf, die rechte Stoffseite nach unten schauen zu lassen (hatte ich als Tipp gelesen), wodurch er weniger rutschte und die meisten Stoff-Lagen blieben an ihrem Platz.

Motiviert startete ich mit dem Versäubern der Nähte – streng nach Anleitung, obwohl ich mich wunderte, weshalb nicht alle Nähte konsequent versäubert wurden. Was ich dann auch im Nähprozess mehr oder weniger komplett nachholte. Und dort, wo ich darauf verzichtete, verfluchte ich mich selbst innerhalb kürzester Zeit.

Als Tipp für alle Nach-Näherinnen: Auf jeden Fall erstmal ALLES versäubern!

Anschließend ging es an die Taschen. Da die Rundungen mit Kräuselungen vorbereitet wurden und ich mich da bei einer Tasche etwas doof anstellte, war schnell klar: Es wird nur eine Tasche geben. Außerdem hab ich die Nahtzugaben mit Wondertape gesichert, damit beim Festnähen der Tasche kein Fehler passiert.

An diesem ersten Nähabend nähte ich dann noch die Schulter- und Seitennähte. Pause.

Tag 3 – Läuft soweit

Weiter ging es am dritten Abend mit den Arm-Bündchen. Mit dem Annähen der Bündchen tat ich mich etwas schwer, da hier das Problem der aufklaffenden Stofflagen plus unversäuberte Armausschnitte auftrat. Warum auch immer die Armausschnitte nicht versäubert wurden und warum auch immer ich sie nicht einfach versäubert habe, weiß ich nicht. Es hätte mir viel Schweiß erspart.

Rückenansicht der Gitti-Vest mit "Taillierung" aufgrund der Verschmälerung des Gesamtschnitts.

Es folgte eine erste Anprobe mit dem Ergebnis: Viel zu weit!
Ich beschloss schnell aus der hinteren Mitte ordentlich Weite rauszunehmen und nähte mind. 5 cm zusammen.

Das Ergebnis seht ihr im Bild.

Die Kapuze nähte ich an diesem Abend auch noch zusammen und an. Danach war wieder durchatmen angesagt, stand doch als nächstes der Reißverschluss auf dem Programm.

Tag 4 – Nochmal durchatmen

Weiter ging es mit dem Reißverschluss. Doch zuerst habe ich die Innennähte der Kapuze mit Schrägband eingefasst, damit das Futter nicht zu sehen ist, ausfranst und insgesamt für ein schöneres Innenleben. Ich muss feststellen: Meine Ansprüche an meine Näh-Projekte steigen. Vor einem Jahr habe ich über „schöne Innennähte“ nur geschmunzelt – zum Beispiel bei meiner Fleeceweste oder meinem Softshell-Mantel. Jetzt möchte ich sie auch haben!

Irgendwann kam ich dann aber um den Reißverschluss nicht mehr drum herum und überraschenderweise war das Einnähen gar nicht so schwer wie gedacht. Die Nähte sind zwar nicht alle ganz gerade, aber das sieht man nur bei sehr genauem Hinsehen. Also: Schaut weg 😉

Nun stand eine erneute Anprobe auf dem Plan und die Long-Vest Gitti war immer noch sehr sehr weit… Kurzerhand hab ich an den Seiten ordentlich Stoff weggenommen (jeweils ca. 5 cm, leicht tailliert). Fürs Erste war ich damit zufrieden. Dennoch sagte ich mir: Schlaf drüber und schau es dir morgen in Ruhe an, um vor dem Versäumen endgültig zu entscheiden.

Tag 5 – Finale und Finish

Die Anprobe am darauffolgenden Tag brachte die Erkenntnis: Ja, da könnte tatsächlich noch ein bisschen was weg. Aber ich hab es doch gelassen wie es war. Erstmal sollte die Weste ausgeführt werden, um dann zu sehen, wie sie sich bei kalten Temperaturen mit dickem Pulli darunter schlagen würde. Naja, vielleicht war es auch Faulheit, die gesiegt hat.

Saum – Schluss – aus. Slow-Sewing beendet.

Auf ging’s zum Fotoshooting in der Baumschule.

Stepp-Weste Gitti mit einer Tasche. Muss reichen.
Eine Tasche reicht… muss.
Gemütlich und warm auch bei Schmuddelwetter. Test bestanden.
Gemütlich und warm auch bei Schmuddelwetter. Test bestanden.
Stepp-Weste Gitti: Gut behütet mit der Kapuze der Gitti-Vest.
Gut behütet oder heißt das „kapuzet“?

Fazit zur Stepp-Weste Gitti

Zufrieden mit dem ersten Herbst-Projekt: Stepp-Weste Gitte passt gut in die Garderobe

Für einen kostenlosen Schnitt ist die Gitti Vest wirklich klasse. Der Schnitt ist simpel, aber durch die Stoffwahl durchaus herausfordernd. Die Anleitung ist schlicht gehalten, aber mit ein wenig Know-how kommt man damit gut klar und weiß auch, wo ggf. „Verschönerungen“ (Nähte verdecken) sinnvoll ist.

Der Schnitt fällt jedoch sehr groß aus. Ich habe nach Maßtabelle zugeschnitten (Größe 38)und hätte letztlich mindestens 2 Größen einsparen können. Nun fällt die Weste immer noch sehr groß aus, aber ich bin fürs Erste sehr zufrieden. Eine Taschennaht musste ich schon erneuern, da sich die Naht öffnete. Schauen wir mal, wie lange sie nun hält.

Einige Kombi-Oberteile zur Stepp-Weste Gitti finden sich bereits in meinem Schrank (hier trage ich einen wirklich alten Fleece-Pulli/ Skirolli), aber ich möchte mir auf jeden Fall noch einen passenden schwarzen Troyer nähen, den ich euch dann hoffentlich im November präsentieren kann.

Und damit gebe ich ab in den monatlichen MeMadeMittwoch-Reigen und schaue mal, was die Nähkatze (fieser Teaser auf Instagram) und Co. alle gezaubert haben.

14 Kommentare zu „Slow-Sewing Stepp-Weste Gitti“

  1. Hallo,
    danke für den ausführlichen Bericht über die Veste, diese steht auch noch auf meiner To-Do- Liste.
    Der Stoff ist superklasse und die Arbeit hat sich wirklich gelohnt, die Veste ist ein tolles Teil.

    LG
    Sandra

        1. Danke dir, Sarah!
          Manchmal ist es wirklich gut, wenn man aus der Komfortzone herausgeholt wird. Den Stoff wollte ich doch nicht jahrelang ungenutzt im Schrank liegen haben… da er auch nicht unbedingt als „zeitlos“ eingestuft werden kann.

          LG Miriam

  2. Ich habe in letzter Zeit sehr viele oversized Westen gesehen und kann mir sehr gut vorstellen, dass das einfach gewollt war. Muss man aber mögen und tragen können /wollen. Mir gefällt sehr gut, dass du sie mehr auf Figur geschnitten hast und damit mehrere Anpassungen in Kauf genommen hast. Bei vielen kostenlosen Anleitungen fällt mir auf, dass sie recht spärlich gehalten sind und ich mag es nicht , dass ich vor jedem Nähschritt mitdenken muss, ob ich es so nähee oder ob man es nicht besser/sauberer gestalten könnte. Von daher: Hut ab, dass du dich da durchgewurschtelt hast. Einen schwarzen Troyer kann ich mir auch sehr gut zur Weste vorstellen.
    Lieben Gruß,
    Melanie

    1. Danke dir, Melanie, für die lieben Worte.
      Extremes Oversize ist leider so gar nicht mein Ding und da ich mit dem vorher Abmessen irgendwie meine Probleme habe, bemerke ich viele Dinge immer erst im Nähprozess…
      und ich bin ganz bei dir. Bei kostenlosen Schnitten muss man immer extra mitdenken. Das ist vielleicht der Preis für kostenlos. Aber leider kommt es auch bei bezahlten Schnitten immer wieder vor, dass Fehler enthalten sind oder die Anleitung nur unzureichend ist. Ich merke aber, dass mit der Zeit tatsächlich die Übung kommt und man nicht mehr jedes Mal wie der Ochs vorm Berg steht…

      LG Miriam

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