Es gibt so Projekte, in die startet frau hochmotiviert und voller Elan, um dann eine dicke Vollbremsung mit Rolle rückwärts und Neustart hinzulegen… Genau so erging es mir mit dem Projekt, dass ich euch heute zeigen möchte: Dem RAVA Sweater/Jacket von Notches Pattern.
Der Überblick:
Schnitt: RAVA Sweater and Jacket von Notches Pattern
Stoff: Waffeljersey in Grau und Kuschelsweat von Swafing in Petrol
Der Schnitt: RAVA Sweater and Jacket
Der Schnitt ist ein wahres Wunder an Optionen und bietet tausend und eine Möglichkeiten: Jacke, Sweater, kurzes Sweatshirt bzw. ärmelloses Oberteil – fünf verschiedene Kragenvarianten – mit und ohne Taschen – mit und ohne Teilungen. Als ich den Schnitt das erste Mal gesehen hatte, hatte er mich direkt angelacht. Mir gefiel sofort die Jacke im Blouson-Look mit College-Touch. So eine Jacke konnte ich mir sehr gut an mir vorstellen.

(c)notches pattern
Ich begann also mit der Planung einer Jacke mit Collegekragen, Colourblocking und Taschen.
Alle Versionen des RAVA Sweaters / Jacket im Überblick (sehr klein und ich finde, man muss sehr genau hinschauen…):



Zuschnitt und Nähstart
Erst beim Zuschnitt wurde mir bewusst, dass die Ärmel als richtige Fledermausärmel daherkommen – das war mir auf den Bildern und technischen Schnittzeichnungen überhaupt nicht aufgefallen. Aber zu spät und ich hatte ja bereits mit dem Zuschnitt begonnen. Ob ich mit der Jacke in eine andere Jacke reinpassen werde, würde sich noch zeigen müssen.
Anfangs wollte ich die Jacke ohne Futter nähen – es sollte ja eine Sweatversion werden und da konnte ich mir ein Futter nicht so richtig vorstellen. Nachdem ich die Außenjacke jedoch weitgehend fertiggestellt hatte, war klar: Es braucht ein Futter, denn durch die Teilungsnähte gab es doch sehr viele unschöne Nähte im Inneren, die sichtbar wurden. So habe ich aus den Sweat-Resten ein Futter zugeschnitten und dieses ebenfalls vernäht. Ich hatte übrigens die kuschelige Sweatseite als rechte Seite gewählt, weil ich die eigentliche glatte rechte Sweatseite als kühl empfinde und ich wollte eine kuschelige Jacke.
Die Anleitung des Schnittes ist übrigens sehr gut – aufgrund der vielen Varianten natürlich sehr umfangreich, aber es wird mit Sprungmarken gearbeitet, die perfekt funktionieren (hatte ich auch schon anders), so dass man den nächsten Schritt für die eigene Version schnell findet. Die Anleitung hat technische Zeichnungen, was ich ebenfalls sehr hilfreich fand, denn selbst wenn mein Englisch an seine Grenzen geriet, konnte ich aufgrund der Zeichnungen gut verstehen, was als nächstes anstand.
Saum- und Ärmelbündchen werden hier nicht mit Bündchen-Stoff genäht, sondern es wird ein breites Gummiband eingearbeitet. Zumindest in der von mir gewählten Version – es gibt auch die Version mit Bündchenstoff, sogar mit eigenem Schnittteil. Ich fand den Look, den das Gummiband bewirkt hier passender.
Bis zu diesem Punkt verlief das Nähen reibungslos. Ich war total happy, wie akkurat die Nähte an den Colourblocking-Streifen aufeinander passen – YES! Das sind einfach immer wieder so kleine Höhepunkte.


Dann kam die erste richtige Anprobe (eine erste Anprobe gab es, als die Außenjacke fertig war – allerdings ohne Bündchen und ohne Reißverschluss, da konnte ich die Passform nur grob erahnen):
Oh no
Nee, das ging gar nicht. Der Blick in den Spiegel – niederschmetternd. Ich war so unzufrieden. Die Jacke hing wie ein unförmiger, zu großer Sack an mir. Alles wirkte unrund und seltsam und unpassend. Der Reißverschluss hörte an der, für mein Empfinden, falschen Stelle auf. Irgendwie störte der Reißverschluss allgemein sehr und die Reißverschlussblende passte nicht zum Collegekragen. Ich hab erstmal alles frustriert in die Ecke gepfeffert.
Weitermachen – ein letzter Versuch
Ganz ehrlich: Ich habe nur wegen des MeMadeMittwochs nicht aufgegeben. Denn ich hätte sonst diesen Monat nicht mitmachen können und das wollte ich irgendwie nicht zulassen. Also hab ich die Jacke wieder aus der Ecke geholt, nochmal angezogen und mir Plan B ausgedacht. Wenn die Jacke nichts ist, vielleicht wäre ein Sweater die Lösung? Einen Versuch war es wert.
Es begann das große Trennen: Ich trennte das Saumbündchen wieder ab, den Reißverschluss mitsamt Blende und letztendlich auch das Futter.
Dann nähte ich die vordere Mitte einfach großzügig zusammen, so dass sich die Kanten des Collegekragens genau treffen und ergänzte den Bund mit breitem Gummiband. Was soll ich sagen? So gefällt mir das Ergebnis richtig gut. Lediglich die Taschen würde ich so nicht mehr machen. Die stehen ein bisschen ab.



Nun habe ich zwar immer noch keine Collegejacke bzw. Blouson, aber es wird eine andere Gelegenheit, einen anderen Schnitt und einen neuen Versuch geben. Irgendwann. Nicht jetzt. Dafür habe ich einen schönen Sweater erhalten und konnte nun gestern auf den letzten Drücker noch ein paar Bilder machen. Plus: Ich habe auch das Jackenthema getestet – unter meinen dicken Wintermantel passt der Sweater auf jeden Fall sehr gut drunter.
Ende gut, alles gut und damit schau ich rüber zum Laufsteg der selbstgenähten Erwachsenenkleidung. Ich freu mich schon auf die Dezember-Inspiration!
Und by the way: Parallel läuft im Dezember noch der MeMadeMittwoch Weihnachtskleid Sewalong – meine aktuelle Planung findet ihr hier und alle weiteren direkt im MeMadeMittwoch Blog.









Liebe Miriam, als schönen Blouson kann ich dir den Schnitt Brooklyn von pattydoo empfehlen. Dort sind die Taschen sehr schön konstruiert und eingesetzt, da steht nichts ab oder auf. Ich habe den Schnitt 1x gefüttert aus Cord genäht und 1x aus Sweat ungefüttert. Hat beides gut funktioniert. Ich würde sehr empfehlen den Papierschnitt zu nehmen, denn die Datei gibt es leider nur in A4 und das stundenlange zusammenkleben hat bei mir dazu geführt, dass ich den Schnitt nach dem Ausschneiden und Kleben 2 Jahre in die Ecke gelegt habe…
Ich bin gespannt auf deine nächsten Werke und verfolge deinen Blog und deine ausführlichen Texte immer sehr gern! Liebe Grüße, Jule
Vielen Dank für deine lieben Worte, deinen SChnitt-Tipp und dein Lob! Das freut mich riesig 🙂
Brooklyn werde ich mir auf jeden Fall mal anschauen, weil der Gedanke an einen Blouson lässt mich nicht wirklich los.
LG Miriam