Seit Jahren besitze ich eine eher dünne, hüftlange gekaufte Softshelljacke, die aber nun so langsam an ihr Ende gelangt. Klar, dass ich so eine Jacke nun selbernähen wollte – ein bisschen Herausforderung liebt die nähverrückte Frau schließlich. So machte ich mich im Frühjahr ans Werk.
Meine Anforderungen an die neue Jacke waren:
- Eine Jacke für viele Gelegenheiten: Wanderungen, Fahrradtouren und sportlichen Aktionen jeder Art. Aber auch zum Campen oder für Hüttenabende etc.;
- Eingrifftaschen mit Reißverschluss;
- Ein Schnitt für leichtere Softshell-Stoffe, am besten ohne Futter für die entsprechende Leichtigkeit;
- Ein Schnitt mit möglichst wenig Nähten, damit ich diese ggf. noch wasserfest aufbereiten kann;
- Ein atmungsaktiver, windfester und wasserabweisender Stoff;
- Hüftlänge – nicht zu lang und nicht zu kurz…
- Kapuze

Für die Umsetzung gab es einen sehr konkreten Zeitplan: Die Jacke sollte auf unseren Wanderurlaub in Österreich mit und dieser war in den Pfingstferien. Das hat, wie ihr an den Bildern sehen könnt, geklappt.
Die Jacke war sogar einige Wochen vorher fertig und konnte zuhause schon getestet und für gut befunden werden.
Materialauswahl für meine neue Softshelljacke
Das Material habe ich komplett bei Extremtextil gekauft. Der Shop hat sich sehr bewährt und ich bin wirklich sehr zufrieden: Eine sehr gute Beratung und tolle Stoff-Empfehlungen. Es ist möglich, 5 Stoffmuster kostenfrei zu bestellen und die Qualität der Muster, die ich bestellt hatte, hat mich sehr überzeugt. Auch die bestellten Reißverschlüsse sind sehr hochwertig und definitiv wasserfest… Man erhält hier keine Standard-Softshell-Qualität wie in vielen anderen Stoff-Shops, sondern Stoffe, die wirklich für beanspruchte Outdoorkleidung eingesetzt werden können.
Meine Stoffwahl fiel auf einen pinken Softshell, mit schwarzer Innenmembran: Der Artikel heißt im Shop „Softshell GTX, PTFE-Membran, zweifarbiges Waben-Futter, 260g/qm“. Der Stoff ist atmungsaktiv, winddicht, schnell trocknend und genau das, was ich mir vorgestellt hatte.
Ich habe insgesamt 72 EUR für das Material gezahlt, was ich komplett in Ordnung finde, wenn man bedenkt, was gute Sportkleidung im Geschäft kostet.
Schnittauswahl für meine neue Softshelljacke
Meine Suche nach einem Schnitt führte mich zur Softshelljacke von Lillesol & Pelle, Lillesol Woman No. 21. Die Suche war nicht leicht und auch nicht schnell, da ich ziemlich konkrete Vorstellungen im Kopf hatte. So viele Schnitte ich auch angeschaut habe, letztendlich blieb genau dieser eine übrig, da er allen meiner Wünsche entsprach. Vielleicht habe ich andere Schnitte, die ebenfalls in Frage gekommen wären, einfach nicht gefunden? Keine Ahnung. Jedenfalls dieser Schnitt hat mich sehr überzeugt.
Der Schnitt kommt in einer Basis- und Stars-Version. Die Stars-Version beinhaltet einen Reißverschluss, Reißverschluss-Taschen (Eingrifftaschen) sowie einen Kordelzug an der Kapuze.
Die Umsetzung des Softshell-Projekts
Puh… das war ein kleiner Kraftakt. Das lag aber nicht am Schnitt, sondern am Material. Denn die Anleitung ist sehr ausführlich und die Bilder aussagekräftig. Leider keine technischen Zeichnungen, aber sehr kontrastreiche Stoffe, so dass alle Schritte gut zu erkennen sind. Allerdings haben mich die teilweise vielen Stofflagen plus der wasserfeste Reißverschluss plus schnell verrutschende Stoffaußenseiten ganz schön schwitzen lassen.
Anfangs dachte ich, ich versiegele alle Nähte und dichte die Softshelljacke richtig ab. Davon bin ich jedoch erstmal abgekommen. Da sich der Softshell nicht bügeln ließ (die innere Membran schmilzt sofort – habe ich getestet…), habe ich die Nahtzugaben nicht flach genug bekommen, um die Nähte zu versiegeln. Auch das Absteppen gestaltete sich als schwierig, weshalb ich darauf (erstmal) verzichtet habe. ICh hatte die Befürchtung, dass die Nähte unsauber werden und da Softshell bekanntlich keine Fehler verzeiht, habe ich darauf verzichtet. Abgesteppte Nähte hätten am Ende auch noch mehr Versiegelung bedeutet. Einige Nähte, wo eine flache Nahtzugabe wichtig ist (z.B. am Kragen), habe ich sehr vorsichtig eine Absteppnaht gesetzt.
Die Schulterpassen habe ich mit einem Reflektorband versehen – wobei das Pink des Stoffes schon richtig knallt und ich kaum zu übersehen bin 😉 Aber in der Dunkelheit verleihen Reflektoren einfach mehr Sichtbarkeit, zumal ich viel und bei Wind und Wetter mit dem Rad unterwegs bin. Da ich Band übrig hatte, hab ich den Aufhänger für die Jacke kurzerhand auch aus Reflektorband genäht.
Ein kleines Label darf auch nicht fehlen.

Die Eingrifftaschen mit Reißverschluss sind mir nicht ganz so gut gelungen – der steife Stoff und der feste RV haben irgendwie kein besseres Ergebnis zugelassen. In der fertigen Jacke fällt es gar nicht so auf – eine Absteppnaht hätte meine Schlamperei definitiv mehr betont… Toll finde ich, dass die Taschen so konstruiert sind, dass sie sowohl im Bund als auch in der vorderen Mitte mitgefasst werden. So rutschen sie nicht heraus und bleiben an Ort und Stellt. Die Taschen sind nicht mega geräumig, aber ausreichend für z.B. Schlüsselbund, Taschentuch oder auch das Handy.
Die Kapuze mit Kordelzug hat sich bereits bewährt – die Kordel selbst hat auch Reflektorfäden eingeflochten.
Mein Fazit
Anpassungen waren nicht nötig. Der Schnitt sitzt bei mir wie angegossen. Großartig. Vielleicht muss ich doch mal wieder häufiger bei Lillesol + Pelle vorbeischauen? Das Schnittmusterlabel habe ich zuletzt etwas aus den Augen verloren.
Einige Bilder vom Gipfel habe ich für euch – tatsächlich war das die einzige Tour zu der ich die Jacke mitgenommen hatte. Das Wetter war meist zu warm für die Jacke und wir hatten lediglich ganz dünne MTB-Windjacken dabei. Selbst diese haben wir nur einmal gebraucht.



Nicht ganz glücklich bin ich mit der Verarbeitung des Bundes. Hier hätte ich mir eine sauberere Lösung für die vorderen Eckabschlüsse gewünscht. Leider hat das irgendwie nicht geklappt – vermutlich hätte eine kleine Youtube Suche gereicht, um eine Lösung zu finden… Aber jetzt ist es so wie es ist und ich kann damit leben.
Suboptimal ist mein Verzicht auf Absteppnähte v.a. an der vorderen Blende – diese klappt nun immer auf, was aber bei der verschlossenen Jacke nicht auffällt und nicht stört. Vielleicht muss ich hier aber doch nochmal über zusätzliche Nähte nachdenken oder zu Kleber (?) greifen… gibt es da Kleber, der auch langfristig Belastungen stand hält?
Und damit gebe ich wie jeden ersten Mittwoch des Monats rüber zu den nähbegeisterten IchnähemeineKleidungselbst-Damen der MeMadeMittwoch Runde. Heute werden übrigens neue Regeln bekannt gegeben.
Wie immer an dieser Stelle ein großes Dankeschön für euer Engagement!
Und last but not least, erinnere ich gerne an den Hemdblusenkleid Sewalong von Tina (Teil 2) und Manuela (Teil 1) – am Sonntag geht es in die dritte Runde „Work in Progress“. Es gibt tolle Modelle zu entdecken und viele Inspirationen rund um luftig-schöne Sommer-Hemdblusenkleider. Schaut gerne vorbei!
Meinen bisherigen Beitrag (nur Teil 1) findet ihr hier.
Eine tolle Farbe hast du für deine Jacke gewählt, die dir auch sehr gut steht. Auch die Jacke finde ich gut. Den Schnitt muss ich mir direkt auch mal anschauen.
Und ja Lillesol und Pelle hat immer tolle Anleitungen. Da staunt die nähende Frau immer wieder was sie so hinbekommt. Zumindest gilt das für mich.
Danke dir.
Der Schnitt ist – vor allem, wenn man einen uutdoortauglichen Jackenschnitt sucht – sehr gut. Hat mich sehr überzeugt.
LG Miriam
Ganz tolle Jacke, ich habe auch noch einen Rest Softshell zuhause rumliegen (Karstadt Auflösung), habe das Material etwas aus dem Augen verloren. Jedenfalls eine coole Jacke in knackiger Farbe, ich würde auf Abdichten auch verzichten, weil Softshell ja keine wirkliche Regenjacke ist und vermutlich bei wenig leichtem Regen die jetzige Verarbeitung ausreicht, vielleicht geht Absteppen auch noch, denn bei Starkregen wirst du ja vermutlich etwas anderes tragen, lg anja
Danke dir, Anja. Ich vermute auch, dass das Absteppen entfällt. Wäre eher das i-Tüpfelchen, wenn es eine „All in One“ Jacke wäre. Aber bei Starkregen vertraue ich dann meinen Handwerkskünsten tatsächlich nicht… so wasserfest wie die Industrie würde ich es nicht hinbekommen. In dem Fall lieber eine gekaufte Regenjacke.
LG Miriam
Vielen Dank für deine Werbung für unseren Sonntagstermin 🙂
Ein Schnitt der ohne Anpassungen passt? Der Wahnsinn! Und dann auch noch in einer Farbe, in der man dich auch bei Nebel findet? Sehr gut!
Grüße, Tina
Ich finde auf der Piste (Wander- oder Skipiste) zählt auffallen 🙂
Beitrag für Sonntag steht schon in den Startlöchern, ich muss nur noch ein paar Bilder machen…
LG Miriam
Mit der Farbe gehst du beim Wandern jedenfalls nicht verloren 😉 Nein, wirklich tolle Farbe, die dir gut steht. Lillesol & Pelle habe ich eine Zeitlang auch gern genäht, sie haben mich dann etwas vergrault. Die Softshelljacke habe ich aber auch in der engeren Auswahl, sollte ich endlich den vor mindestens 10 Jahren bei Karstadt gekauften Softshell verarbeiten. Seit einiger Zeit bin ich ziemlich von diesem Material abgekommen, das wird sich sicher wieder ändern. Deine Jacke jedenfalls ist gut durchdacht (Taschen mit wasserfesten RV, etc.), und wie wunderbar dass du einen Schnitt gefunden hast, der alle deine Kriterien erfüllt und du nicht extra noch viel hinzukontruieren musstest.
Liebe Grüße, heike
Danke dir, liebe Heike! Ja, Softshell ist jetzt auch nicht mein Lieblings-Alltags-Material, aber für solche Outdoor-Kleidung das einzig wahre. Ich hoffe nun, dass ich für einige Jahre Ruhe habe und schöne andere Qualitäten zu Jacken verarbeiten kann.
Nun hast du mich neugierig gemacht: Womit und wie hat dich Lillesol und Pelle vergrault? (mir gefällt tatsächlich die Website nicht, finde ich sehr nutzerunfreundlich)
LG Miriam
Danke für den ausführlichen Bericht zur tollen Jacke. Ist ein Genuß zu lesen und könnte mich fast veranlassen, selber eine Softshelljacke zu nähen. Aber Schottlandurlaub steht auf dem Programm und vorher das Imprägnieren aller gekaufte und genähten Regenjacken der Familie.
Liebe Grüße
Julia
Danke dir, Julia!
Schottland und Softshell würde vermutlich auch gut zusammenpassen. Aber zuerst wünsche ich dir dafür ganz viel Spaß und tolle Erlebnisse. Steht als Reiseziel auch noch auf meiner „Must sea Liste“.
LG Miriam
Mir fiel auch sofort die Farbe auf, gerade für solche Outdoorkleidung kann es mal wichtig werden, dass man dich gut sieht. Ansonsten, tolles Teil und wie schön, dass wir solche Stücke selbst herstellen können.
LG Bella
Oh ja, das Selbermachen – genau so wie wir uns das wünschen – ist einfach toll!
Danke dir, liebe Bella!
Was für eine schön Jacke! Das hat sich definitiv gelohnt.
Ich bin auch der Meinung, dass man nicht allzu streng mit sich sein sollte. Perfektionismus wird überbewertet und das wichtigste ist, dass sie gut sitzt.
Deine Gipfelbilder gefallen mir übrigens ausgesprochen gut! Da bekomme ich auch gleich Lust einen Berg zu besteigen. 🙂
Liebe Grüße, Katja
Lieben Dank, Katja.
Die Urlaubsluft in den Alpen hat uns auch sehr gut getan.
LG Miriam
Die Farbe ist der Knaller. Ein Schnitt ohne Anpassungen mit guter Passform ist ja ein Glücksgriff. An der Verarbeitung von Softshell bin ich gescheitert, das Absteppen der Nähte ist mir nicht gelungen, und zu eng war Sie auch, trenne kam nicht in Frage, wegen den Löchern…. Dein Ergebniss ist toll geworden. Ein guter Abschluss am Bund ist bestimmt möglich, aber bei vielen Lagen mit dem Softshell, das man durch bügeln nicht bändigen kann schwierig. In meiner Erinnerung dachte ich damals mein Nähmaschine packt das nicht. Auf den Bildern sieht man ein glückliche Wanderin, die immer git sichtbar ist.
Hab lieben Dank, Jeanette.
Sichtbar bin ich auf jeden Fall in der Jacke und ja, so sehr ich Bügeln hasse, bei diesem Projekt habe ich ein paar Mal geflucht, dass ich nicht zum Eisen greifen konnte.
LG Miriam