Mein erstes Mal: The Assembly Line – Puff Shirt

The Assembly Line Puff Shirt vor Monet

Manchmal läuft es einfach nicht. Warum auch immer. Auf jeden Fall ist seit September bei mir der Nähwurm drin. Eine angefangene Tasche liegt zum zweiten Mal in der Ecke, weil die Anleitung ungenau und Maßangabe für Bänder und Reißverschlüsse nicht passen. Außerdem wollte ich euch heute eigentlich ein Wickelkleid zeigen, aber obwohl ich mit dem Nähergebnis richtig zufrieden bin, ist die Passform eine einzige Katastrophe und das Kleid steht mir überhaupt nicht.

Daher zeige ich euch heute, zum MeMadeMittwoch im November eine wunderschöne Bluse (mit der ich zwischendurch auch gehadert hatte… dazu weiter unten). Zum Glück ging dieses Projekt gut aus.

(C)The Assembly Line: Technische Zeichnung des TAL Puff Shirts

Wie immer zu Anfang ein kleiner Projektüberblick:
Schnitt: Puff Shirt von The Assembly Line
Stoff: Viskose Twill Zebra Jolly Green von Mind the Maker (ein Traum, gekauft bei Pepelinchen)

Blusenlücke im Kleiderschrank

Bereits im Frühjahr musste ich feststellen, dass mir lässige langärmelige Blusen, die durchaus auch festlicher daherkommen, fehlen. Daher überlegte ich nicht lange, als Petra und ihr Team diesen Zebra-Viskosetwill auf Instagram zeigten. Die etwas festere Qualität eignet sich perfekt für eine Herbst- und Frühjahrs-Bluse.

Auf der Suche nach einem Blusenschnitt – ohne klassischen Kragen und Knopfleiste – schwankte ich zu Beginn lange zwischen einer Langarm-Version von Clara (LaBavarese, die ich hier als Top bereits gezeigt habe) und dem Schnitt Cleo von SewLaLa. Bis ich vor einigen Wochen über das Puff Shirt gestolpert bin.

The Assembly Line ist in der Nähbubble eines der Label, die einem regelmäßig in die Timeline gespült werden und doch wurde ich länger nicht warm mit den Schnitten. Am Puff Shirt jedoch, einem älteren Schnitt, blieb ich hängen und sah mir einige Beispiele an. Am Ende siegte meine Neugier und ich bestellte den Schnitt (wobei ich 19 EUR für ein PDF tatsächlich viel finde und auch erst zögerte).

An dem Schnitt gefallen mir die ballonartigen Ärmel, die dennoch so konstruiert sind, dass sie beim Essen und Arbeiten nicht stören. Außerdem interessierte mich die überlappende Schulternaht.

Auf geht’s: Losgenäht

Das Nähen verlief reibungslos. Der Schnitt ist sehr durchdacht und die Anleitung ausführlich, so dass es keinen Grund zu meckern gibt. Etwas gewöhnungsbedürftig ist teilweise lediglich die Darstellung, sobald Schritte zweimal (auf rechter und linker Seite) gemacht werden müssen. Aber daran gewöhnt man sich schnell.

Etwas verzwickt und kompliziert in der Konstruktion fand ich die Armbündchen, die am Ende beim Tragen nach innen gestülpt werden. Hier wird nicht zuerst das Bündchen genäht und das Gummiband dann am Ende eingezogen, sondern das Gummiband wird zuerst in das Bündchen eingenäht und dann das Bündchen mitsamt Gummiband direkt an den Armabschluss angenäht. Das wurde etwas dick und frickelig unter der Maschine, ging dann jedoch doch überraschend gut – langsam Nähen machte den Unterschied.

Einen Schritt habe ich beim Armabschluss jedoch ausgelassen: Eigentlich wird das Bündchen nach innen gedreht und dort nochmal fixiert. Darauf habe ich verzichtet, um je nach Lust und Laune das Bündchen nach außen tragen zu können.

Bündchen nach innen gedreht.
Bündchen nach innen gedreht.
Bündchen nach außen gedreht.
Bündchen nach außen gedreht.

Der reibungslose Näh-Fortschritt ließ mich, nachdem ich die Ärmel eingesetzt hatte, munter zur Anprobe schreiten. Denn vor dem Versäubern der Armloch-Nähte wollte ich den Sitz testen. Zum Glück! Denn der überschnittene / sich überlappende Ausschnitt sah komplett daneben aus.

War ich frustriert und genervt – schon wieder ein Projekt, das nicht einfach durchlief. Mist.

Nicht verzagen, trennen wagen

Detailansicht Schulternaht: Alles zusammengenäht und optimiert - jetzt sitzt das Puff Shirt von The Assembly Line perfekt.

Nach einer Nacht darüber schlafen, nahm ich mir die Bluse nochmal zur Brust und trennte die Ärmel wieder ab. Anschließend zog ich mir das Oberteil an und überlegte vor dem Spiegel, wie ich vorgehen könnte, um den Sitz zu verbessern.

Zuerst steckte ich die Überlappung so fest, bis sie perfekt lag und nähte an den zum Hals schauenden, sich kreuzenden Enden, alles grob von Hand fest, damit nichts mehr verrutschen konnte. Dann optimierte ich mir nochmal die gesamte Überlappung und steckte dort alles fest. Langsam näherte ich mich einem sehr guten Sitz der Bluse. Die Überlappung nähte ich nun entlang der Absteppnaht komplett bis knapp vor der „Halskreuzung“ zusammen. So passt der Kopf gerade noch durch und die Konstruktion kann beim Tragen nicht mehr Verrutschen.

Im Anschluss kamen die Ärmel wieder dran, alles wurde versäubert, Säume genäht und jippie. Ich finde, die Bluse kann sich nun gut in der Öffentlichkeit zeigen.

Gelungen: TAL Puff Shirt aus dem tollen Zebra-Viskosetwill.
Gelungen: TAL Puff Shirt aus dem tollen Zebra-Viskosetwill.
Rückenansicht des Puff Shirts von The Assembly Line
Und noch die Rückenansicht meines ersten The Assembly Line Projektes

Zugegeben, mein Gefrickel hat das Innenleben nicht unbedingt verschönert, aber das sehe ja nur ich und ich schaue gekonnt darüber hinweg und bin froh, dass ich die Anpassungen gemeistert habe. Am Schnitt und dessen Anleitung lag es auf jeden Fall nicht. Im Grunde hätte mir klar sein müssen, dass eine solche Schulterkonstruktion nicht automatisch gut sitzt. Sobald mich also wieder ein Schnitt von The Assembly Line anlacht, steht einem weiteren TAL-Projekt nichts im Wege.

Mein nächstes Projekt wird allerdings ein einfacher Sweater, so viel steht fest. Kann mich aktuell nur zwischen drei Stoffen nicht entscheiden…

Ausgeführt habe ich die Bluse auch direkt – zu einer Matisse-Ausstellung in der Foundation Beyeler im Basler Umland. Dort entstanden auch die Bilder. Leider nicht vor einem Matisse, da war dann doch zu viel Betrieb für ein spontanes Fotoshooting. Aber der Monet vom Titelbild, der Wintergarten und der Park waren gute Alternativen.

Sitzend in der neuen Bluse von The Assembly Line
Willkommen im Wintergarten der Foundation Beyeler.
Eine gemütliche Bluse, die sich direkt gut bewährt hat.
Eine wirklich gemütliche Bluse für viele Gelegenheiten.

So und damit geht es ab zum MeMadeMittwoch – DEM Laufsteg der selbstgenähten Garderobe und eine unerschöpfliche Quelle an Wissen, Kreativität und Inspiration.

22 Kommentare zu „Mein erstes Mal: The Assembly Line – Puff Shirt“

  1. Die Ärmelbündchenmethode kenne ich auch noch nicht. Ich mag die Idee sehr, dass du dir offen gelassen hast, ob du das Bündchen innen oder außen tragen magst.
    Die Form mag ich auch. Viele Blusen mit weiten Ärmeln sehen klasse aus, sind im Alltag dann aber mega unpraktisch. Das scheint hier nicht der Fall zu sein..?
    Solche Passformprobleme wie bei deiner Schulter werfen mich auch immer aus der Bahn. Toll, dass du dich durchgeboxt hast.
    Welche Tasche bringt dich denn da gerade zur Verzweiflung? Lässt du die sein oder gibt es da ggf. noch Hilfe von anderen die den Schnitt schon genäht haben?
    Viele Grüße!
    Mel

    1. Danke dir, Melanie.
      Tatsächlich sind die Ärmel so konstruiert, dass sie gar nicht stören. Ich war damit am Samstag Sushi essen und das ging ohne Probleme. Sie sind weit, aber nicht zu weit. Das gefällt mir wirklich sehr gut und war auch ein Grund, weshalb ich nicht auf den SChnitt von La Bavarese gegangen bin, da dieser Trompetenärmel hat und die finde ich im Alltag sehr unpraktisch.

      An die Tasche werde ich auch nochmal rangehen, weil mir sowohl der SChnitt als auch meine Stoffwahl sehr gefällt – brauche nur etwas Abstand 😉 Es ist der Schnitt Provence von Pech und Schwefel und ich habe leider nur sehr wenige Nähbeispiele gesehen. Ich habe die Gurtbänder falsch zugeschnitten, weil die Anleitung hier sehr undeutlich war und jetzt reicht das Gurtband nicht. Insgesamt sind die Längen alle sehr knapp bemessen und es fehlt immer an ein paar Zentimetern. Aber aufgeben ist nicht.

      LG Miriam

  2. Du kannst stolz sein, dass du trotz Rückschlägen durchgehalten hast! Der Schnitt taucht gerade wieder regelmäßig in meiner Timeline, ein Herbstrevival quasi. Er wirkt aber auch wie ein wunderbarer Schnitt für die kältere Jahreszeit. Auch schön, dass du uns das Detail der Bündchen verrätst. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass einteilige Schulterpartien deutlich weniger Körperformsensibel sind, als diese Konstruktion. Aber deine sitzt sehr schön!
    Grüße, Tina

  3. Auf jeden Fall ein Hingucker! Ich finde das Ergebnis sehr schick – toll, dass du die Bluse „retten“ konntest! Der Nachteil an ungewöhnlicheren Schnittkonstruktionen ist ja leider, dass Anpassungen schwieriger werden und bei dieser Art Ausschnitt hat man ggf. Probleme, wenn die Schulterneigung anders ist als vorgesehen. Jetzt sieht es auf jeden Fall super aus, und ich finde die Kombi mit der Hose toll, weil die Farbkombi so ungewöhnlich ist!

  4. Vor einigen Jahren wurde das Bronte Top von Jennifer Lauren Vintage hier beim MMM rauf und runter genäht, das hatte auch einen sog. Amerikanischen Ausschnitt. Vorher kannte ich diese Form des Ausschnitts nur von Babykleidung, finde ihn aber sehr kleidsam. Und meine Bronte Tops mag ich auch alle sehr gerne. Deine Bluse ist dann quasi die feine Variante davon, so in Webware mit diesen besonderen Ärmeln und dem feinen Stoff. Und die Kombi der grün-schwarzen Bluse mit der violetten Hose finde ich auch sehr gelungen. Wunderbares Putfit für einen Ausflug ins Museum, aber auch fürs Büro.
    Liebe Grüße, heike

    1. Danke dir, liebe Heike!
      Ja, die Bluse ist ein Allrounder für Freizeit und Büro.
      Genau so hatte ich mir das gewünscht und ich werde sie bestimmt häufig tragen.
      Das Bronte Top muss ich mir auch mal anschauen, wer weiß, vielleicht wage ich mich ja nochmal an solche einen Ausschnitt.
      LG Miriam

  5. Hübsche winterliche Farben hat dein Outfit! Mir war bis eben ein amerikanischer Ausschnitt nur in Form eines Neckholders bekannt. Aber tatsächlich, auch diese quasi Babybody-Form oder U-Boot-Ausschnitt wird so bezeichnet. Wahrscheinlich ist es bei schwer fallenden Stoffen unumgänglich, den etwas zuzunähen. Viel Freude an der Bluse! Den Gedanken, dass so etwas fehlt, kann ich fast schon wieder nachvollziehen auch für mich… Regina

  6. Oh ich bin total begeistert und kannte das SM bislang nicht. Die Schulterpartie, auch wenn du hierbei Tennen musstest, gefällt mir sehr und deine Detailbilder von den Ärmelabschlüssen habe ich mit großer Freude angeschaut. Sehr genial und tolle Entscheidung beide Varianten zu nutzen.

    Der Stoff sieht außerdem toll aus und mit der lila Hose, hachzz schön und in der Ausstellung, auch gemütlich sitzend, perfekt in Szene gesetzt.

    LG Birgit

    1. Ganz lieben Dank, Birgit.
      Ja, wir haben tatsächlich eine ruhige Ecke gefunden. Gerne hätte ich auch einen Matisse in Hintergrund gezeigt, nur leider war es dafür etwas zu wuselig und meine „Posier-Gene“ halten sich doch stark in Grenzen.
      LG Miriam

  7. Dein Zögern kann ich nachvollziehen, die Schnitte von TAL sind schon sehr hochpreisig… Allerdings hat sich die Investition gelohnt, denn das Blusenshirt sieht in dem Stoff und mit Deinen Änderungen einfach nur super aus! Gut, dass Du durchgehalten hast. Eigentlich sollte das Nah-Mojo damit zurück sein. Lieben Gruß Manuela

    1. Lieben Dank, Manuela.
      Tatsächlich ist das Näh-Mojo gerade zurück und tummelt sich erstmal bei einfacheren Projekten sprich Hoodies und Pullovern… das braucht die Nähseele gerade, um sich dann voll und ganz auf Weihnachten zu stürzen.
      LG Miriam

  8. Die Bluse ist schick geworden, dank Deines Durchhaltevermögens. Die offenen, gekreuzten Schultern sind schon von der Geometrie her prädestiniert, Probleme zu machen, das teilweise Zunähen ist da genau richtig. Wenn Du den losen Look behalten willts, kannst Du auch unsichtbare Druckknöpfe probieren. Gut gefällt mir, dass der Ärmel anscheinend nicht im Weg ist, und Deine Bündchen-Option ist sehr clever gelöst.
    Viele Grüße, Stefanie

  9. Liebe Miriam, oha, das klingt ja nach einem kleinen Krimi! Schön, dass er ein so ideales Ende gefunden hat – denn die Bluse ist wirklich wunderschön geworden und steht Dir hervorragend! Manchmal macht wirklich diese eine Nacht Überschlafen den Unterschied…
    Herzlich: Charlotte

  10. Wie gut, daß Du nach dem ersten Ärmel-Ärger nicht aufgegeben hast! Die Änderung hast du gut gemeister, der Sitz ist jetzt hervorragend. Auch Deine Lösung mit dem ein- oder umgeklappten Ärmelbündchen gefällt mir sehr gut. Ich erinnere mich, daß ich auch mal ein Shirt mit so überlappender Schulter genäht habe, das überhaupt nicht saß und dann relativ rasch entsorgt wurde. Hast Du mal im Netz geschaut, ob das Problem mit der Schulter auch andere berichten, die das Puff-Shirt genäht haben? Auch auf der Seite von TAL gibt es ja zu den meisten Schnitten Kommentare, die ich auch für authentisch halte.
    Das erste Bild mit dem Monet ist grandios!
    Liebe Grüße, Barbara

    1. Ganz lieben Dank, Barbara.
      Hinsichtlich weiterer Erfahrungsberichte müsste ich tatsächlich mal schauen.
      Ich hatte, soweit ich mich erinnere nur auf Instagram geschaut und naja, da sind die Dinge ja gerne mal geschönt bzw. es wird sich wenig kritisch mit Schnitten auseinandergesetzt. Da lob ich mir wieder die Blogs.

      LG Miriam

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