Selber nähen ist ja schon ziemlich cool. Denn alles, was da unter der Nadel aus Stoff entsteht, ist einmalig, ist so individuell wie der/die Näher*in selbst, ist ein Unikat. Ziemlich cool ist das auch beim Thema Taschen, denn mal ehrlich: Bei Kauf-Taschen begegnet einem auch ganz schön viel Einheitsbrei.
Taschen nähen ist allerdings ein anderes Universum als Kleidung zu nähen und in einem Punkt deutlich einfacher: Es gibt keine Passform-Probleme. Dafür bringt das Taschen nähen für die geübte Kleidungs-Näherin andere Herausforderungen mit sich. Da wäre zum einen die Wahl der passenden Stoffe/Stoffqualitäten mit all den Ringen, Schrauben, Karabinern, Schiebern, Reißverschlüssen etc. und zum anderen die teilweise ungewohnt dicken und steifen Stofflagen, die es zu bezwingen gilt.
Auch durfte ich feststellen, dass beim Taschen nähen die Akkuratesse deutlich wichtiger ist als z.B. beim Nähen von vor allem locker sitzender Kleidung oder Kleidung aus dehnbarem Stoff.
Nichtsdestotrotz hat mir das Nähen der Crossbody Bag, die ich euch heute zeigen möchte, richtig viel Spaß gemacht und ich hab sie an einem verregneten Sommernachmittag in einem Rutsch genäht. Daher nun zum Projekt:
Schnitt: Crossbody Bag “Pedazo” von LaLillyHerzilein – als Freebook im Snaply Magazin erhältlich
Stoffe: Canvas Rom von Swafing in Lila, Baumwoll Canvas mit Hibiskusblüten – gekauft bei Snaply
Zubehör: Gurtband und Reißverschlüsse in dunklem Petrol, Schieber und D-Ringe im Regenbogen Metallic Style – gekauft bei Snaply
Der Schnitt: Crossbody Bag “Pedazo”
Schnittmuster für Taschen gibt es unzählige und die Auswahl ist für mich die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Bei meiner Recherche nach einem Schnitt für eine Crossbody-Tasche bin ich auf das Freebie “Pedazo” im Snaply Magazin gestoßen. Der Schnitt ist von LaLillyHerzilein.
Die Tasche kommt in zwei Größen. Ich habe die kleinere genäht und finde sie mehr als ausreichend für all die vielen Gelegenheiten, zu denen man lediglich Portemonnaie, Handy, Taschentücher, Schlüssel und bissel Krimskrams mitnimmt. Sogar ein dünnes Shirt oder ein Tuch bekommt man problemlos unter.
Die Maße der kleinen Tasche sind ca. 51cm breit, 14cm hoch, 15cm tief.
Unten ergibt sich eine schöne Mehrweite durch eine Kellerfalte. Außerdem hat die Tasche eine Eingriffstasche außen und eine im Futter liegende Innentasche. Diese Taschen sind nicht allzu tief, für einen Schlüssel und Kleinigkeiten aber völlig ausreichend.
Stoffe und Zubehör: Materialien-Suche
Stoffe für Taschen und Rucksäcke finden sich zahlreich, in unendlicher Fülle und aus vielen unterschiedlichen Materialien. Da muss man für sich erstmal eine Entscheidung treffen, welchen Look die Tasche am Ende haben soll – bzw. wofür sie eingesetzt werden soll und wofür nicht. Zu Beginn gilt es Fragen zu beantworten wie: Wie robust muss sie sein, wie wasserfest, wie verspielt, wie clean? Soll es eher eine Tasche aus Kunstleder oder aus Canvas, aus Velour oder Jeans werden oder…? Welchen Look soll sie haben und welchen Stil soll sie unterstreichen?
Bei meiner Suche musste ich feststellen, dass nicht nur die Wahl der Stoffe, sondern auch die Suche nach dem richtigen / passenden Zubehör nicht unkompliziert ist. Vor allem dann, wenn man nicht bei mehreren Shops bestellen möchte (wie ich).
So verfiel ich auf Snaply. Hier findet man – zumindest soweit mir bekannt ist – tatsächlich ein Zubehör-Sortiment wie in kaum einem anderen Shop. Daher entschied ich mich, hier sowohl das Zubehör als auch den Stoff zu bestellen.
Bei den metallischen Teilen wählte ich “Regenbogen metallic” – leider gab es die gewünschte Farbstellung bei den Reißverschlüssen nicht, daher wählte ich diese in Silber.
Beim Stoff wurde es ein sehr fester Canvas namens Rom aus dem Hause Swafing. Als Innenfutter entschied ich mich ebenfalls für einen Canvas, allerdings deutlich dünner und flexibler mit großem Blumenprint. Ich mag es, wenn Taschen von außen eher schlicht erscheinen, da sie dann besser kombiniert werden können und nicht wie Fremdkörper im Outfit wirken. Allerdings darf das Innenleben durchaus knallen.
Die Kombi und das Ergebnis gefallen mir daher sehr gut.
Crossbody Bag nähen leicht gemacht?
Ich gestehe direkt: Ich war froh, dass diese Tasche nicht meine erste Tasche war und ich keine komplette Nähanfängerin bin. Die Anleitung war stellenweise eine Aufforderung zum Rätseln und Knobeln. Im Grunde war sie sehr ausführlich, allerdings fehlte teilweise eine genaue Bezeichnung, mit welchen Teilen gearbeitet werden sollte und ähnliches. Auch die Angabe, auf welche Teile die Einlagen gebügelt werden sollen, war unklar.
Auch einige Schnittteile waren missverständlich beschriftet. So stand beispielsweise beim Reißverschlussstreifen, dass dieser im Außenstoff im Bruch zugeschnitten werden sollte, beim Innenstoff fehlte die Angabe “im Bruch”.
Im Grunde also ein Schnittmuster und eine Anleitung zum Mitdenken, weshalb ich diesen Schnitt Nähanfängern nicht empfehlen möchte. Nichtsdestotrotz: Das Ergebnis überzeugt mich. Meine erste Crossbody Bag gefällt mir richtig gut.
Im Urlaub war sie ein treuer Begleiter und wird bestimmt im Herbst und Winter ein bisschen Farbe in meine Outfits bringen. Das Projekt hat Lust auf weitere Taschenprojekte gemacht und deshalb liegt bereits Stoff für eine nächste Tasche hier. “Provence” von Pech und Schwefel soll es werden, aus edlem blauen Kunstleder und lustigen Schiffchen im Innenleben.
Ich sag nur: Stay tuned! Über meine Nähpläne für Herbst und Winter erzähle ich hier ein wenig mehr (und blicke auf den sehr produktiven Sommer zurück).
